Hannover (epd). Mit einer Mahnwache haben am Freitag in Hannover nach Polizeiangaben rund 200 Menschen gegen antisemitische Hetze und Gewalt demonstriert. Zu der Kundgebung am Holocaust-Mahnmal in der City hatte das Bündnis "bunt statt braun" anlässlich des rechtsextremen Anschlags auf die Synagoge in Halle vor einem Jahr aufgerufen. Zu dem Bündnis gehören Gewerkschaften, Parteien, Initiativen und Religionsgemeinschaften.
"Antisemitismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen", betonte der evangelische Superintendent Thomas Höflich. Er forderte die Politik auf, judenfeindliche Taten und Äußerungen explizit unter Strafe zu stellen. Alina Fejgin von der Jüdischen Gemeinde Hannover sagte, Solidaritätsbekundungen allein lösten das Problem nicht. "Gewalt fängt im Kopf an", betonte sie und verlangte größere Anstrengungen in der politischen Bildung.
Hilal Al-Fahad von der Muslimischen Gemeinde Hannover sagte, in Deutschland würden auch Muslime zunehmend angefeindet. Er erklärte sich solidarisch mit allen jüdischen Gemeinden: "Wir denken an euch, wir lassen euch nicht allein."
Am 9. Oktober 2019 hatte ein Rechtsextremist in Halle an der Saale versucht, in die Synagoge einzudringen, um dort versammelte Menschen zu töten. Der Anschlag fand am höchsten jüdischen Feiertag, Jom Kippur, statt. Da der Attentäter nicht in das Gebäude gelangte, erschoss er in der Nähe der Synagoge eine 40 Jahre alte Frau und später vor einem Döner-Imbiss einen 20 Jahre alten Mann. Auf seiner Flucht wurden weitere Menschen verletzt.