Halle (epd). Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat am Jahrestag des Synagogen-Anschlags von Halle zu Respekt und Toleranz aufgerufen. Bei der Enthüllung einer Gedenktafel an der Synagoge erklärte Schuster am Freitag in Halle, in Erinnerung an das Attentat und an die beiden Todesopfer "werden wir uns noch viel stärker als bisher einsetzen für den Respekt vor den verschiedenen Religionen, einsetzen für Respekt vor unterschiedlicher Herkunft, einsetzen für die Menschenwürde". Zuvor war an der Synagoge ein Mahnmal für die Opfer des Anschlags eingeweiht worden. Zudem wurde an dem Döner-Imbiss, in dem der Attentäter einen jungen Mann erschoss, eine Gedenkplatte enthüllt. Jana L. und Kevin S. seien zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen und hätten für den Fanatismus des Attentäters mit ihrem Leben bezahlen müssen, sagte Schuster. Weitere Menschen seien zum Teil schwer verletzt worden, zahllose traumatisiert.
Weiter erklärte der Präsident des Zentralrates der Juden, neben Schmerz und Beklommenheit, neben den unauslöschlich im Kopf eingebrannten Bildern dieses schrecklichen Tages gebe es auch ein Gefühl der Zuversicht. Dabei verwies er auf den Zusammenhalt in der jüdischen Gemeinde in Halle und auf die vielen Solidaritätsschreiben. Zum Mahnmal, das die frühere Tür zum Synagogen-Areal mit Einschusslöchern integriert, sagte Schuster, das Kunstwerk biete Raum zum Trauern, verweise aber auch in die Zukunft.
Vor einem Jahr hatte ein Rechtsextremist versucht, am jüdischen Feiertag Jom Kippur in das Gotteshaus einzudringen. Er scheiterte an der Holztür und erschoss eine 40 Jahre alte Passantin und in einem Döner-Imbiss einen 20 Jahre alten Mann.