Berlin (epd). Amnesty International hat der kolumbianischen Regierung Versagen beim Schutz von Aktivistinnen und Aktivisten vorgeworfen. In den vergangenen Jahren habe sich die Menschenrechtslage in dem südamerikanischen Land deutlich verschlechtert, teilte die Organisation am Donnerstag mit. Frauen und Männer, die sich für Landrechte und Umweltschutz einsetzten, seien gefährdeter den je. Sie würden bedroht, angegriffen und getötet, heißt es in einem Bericht zum Thema. Laut dem kolumbianischen Institut für Entwicklung und Frieden (Indepaz) sind in diesem Jahr bislang mehr al 220 Aktivistinnen und Aktivisten ermordet worden.
"Seit Jahren ist Kolumbien eines der gefährlichsten Ländern für diejenigen, die Menschen- und Landrechte sowie die natürlichen Ressourcen verteidigen", erklärte die Amerika-Direktorin der Organisation, Erika Guevara-Rosas. Doch seit dem Friedensabkommen zwischen der Regierung und der Farc-Guerilla 2016 sei die Lage vor allem in geografisch strategischen und rohstoffreichen Regionen noch schlechter geworden. Ureinwohner und Afrokolumbianer, die in dem Land strukturell benachteiligt und diskriminiert werden, gehören demnach zu den gefährdetsten Gruppen.
Die Corona-Pandemie habe die Aktivistinnen und Aktivisten einem zusätzlichen Risiko ausgesetzt, weil die Behörden ihren Schutz reduziert hätten. Gleichzeitig seien Genehmigungen beispielsweise für den Abbau von Rohstoffen, Polizeioperationen und die Vernichtung von Koka-Anpflanzungen genehmigt worden, die die Menschen weiter gefährdeten. Zwar habe Kolumbien weitgehende Regeln zum Schutz von Menschenrechtlern. "Sie werden jedoch nicht effektiv umgesetzt, weil vorbeugende Maßnahmen von den Behörden verweigert werden", sagte Guevara-Rosas.