Dubai, Neu-Delhi (epd). Ein Gericht in Indien hat zahlreiche hochrangige Politiker der Regierungspartei wegen der Zerstörung einer Moschee aus dem 16. Jahrhundert freigesprochen. Ein Sondergericht in der nordindischen Stadt Lucknow urteilte am Mittwoch, dass der Mitbegründer der regierenden Bharatiya Janata-Partei (BJP), Lal Krishna Advani, und andere Parteigrößen nicht wegen krimineller Verschwörung im Fall des Abrisses der islamisches Gotteshaus in Ayodhya im Jahr 1992 belangt werden könnten, wie indische Medien berichteten. Die Entscheidung in dem Fall ist ein weiteres Urteil zugunsten der Regierungspartei von Premierminister Narenda Modi und seiner hindunationalistischen Politik-Linie.
Die Babri-Moschee aus dem 16. Jahrhundert im nordindischen Bundesstaat Uttar Pradesh war im Dezember 1992 von Hindunationalisten abgerissen worden, die dort einen Tempel für den Hindu-Gott Ram bauen wollten. Die Zerstörung der Moschee führte zu den schwersten religiösen Ausschreitungen in Indien seit der Unabhängigkeit 1947. Bei den tagelangen blutigen Zusammenstößen zwischen Hindus und Muslimen starben mehr als 2.000 Menschen. Die Beschuldigten bestreiten, den Mob durch Hassreden aufgewiegelt zu haben. Im vergangenen Jahr hatte das Oberste Gericht bereits im Interesse der hindunationalistischen Regierung entschieden, dass anstelle der Moschee ein Ram-Tempel gebaut werden darf. Die Grundsteinlegung für den Tempel erfolgte Anfang August durch Premierminister Modi persönlich.
Neben dem 92-jährigen Advani, der zwischen 2002 und 2004 stellvertretender Premierminister von Indien war, waren auch zahlreiche aktive BJP-Politiker angeklagt. Das Gericht sprach alle 32 Angeklagten frei, weil die Beweise für deren Schuld nicht hinreichend stark seien und die Zerstörung der Moschee nicht von Beginn an geplant gewesen sei.
Der Religionsstreit um den Ram-Tempel in der Stadt Ayodhya hatte Indien jahrzehntelang in Atem gehalten. Die Mehrheit der Inder sind Hindus, die etwa 80 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Die zweitgrößte Religionsgruppe sind die Muslime. Sie stellen um die 14 Prozent der Bevölkerung.