Halle an der Saale, Auschwitz (epd). Zum Jahrestag des rechtsextremen Anschlags auf die Synagoge von Halle am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur hat das Internationale Auschwitz Komitee zum Engagement gegen Antisemitismus aufgerufen. Es bleibe bis heute eine der desillusionierendsten Erfahrungen der Überlebenden von Auschwitz, dass zwischen dem antisemitischen Hass und der Mordlust, die sie am eigenen Leib erfahren haben, oftmals so wie in Halle "nur eine alte Holztür steht", erklärte der Geschäftsführer des Komitees, Christoph Heubner, am Sonntag bei einem Besuch der Gedenkstätte Auschwitz.
Deshalb wehrten sich auch in diesen Tagen Überlebende des Holocausts gegen die Gleichgültigkeit und appellierten mit den Worten des Auschwitz-Überlebenden und späteren Friedensnobelpreisträgers Elie Wiesel (1928-2016) an die Solidarität ihrer Mitmenschen, betonte Heubner: "Man muss Partei ergreifen. Stillschweigen bestärkt die Peiniger, niemals den Gepeinigten." Der Feiertag Jom Kippur, der Tag der Buße und Versöhnung, wird in diesem Jahr am Montag begangen. Der Feiertag beginnt nach jüdischem Ritus bereits am Vorabend.
Bei dem Attentat auf die Synagoge von Halle an der Saale am 9. Oktober 2019 hatte die stabile Tür des Gotteshauses ein Massaker verhindert. Keiner der bei dem Jom-Kippur-Gottesdienst anwesenden Gläubigen wurde verletzt. Der geständige Attentäter, der derzeit in Magdeburg vor Gericht steht, tötete nach dem gescheiterten Anschlagsversuch auf die Synagoge zwei andere Menschen.