Hochneukirch, Garzweiler (epd). Mehrere hundert Menschen haben am Samstag am Rande des Tagebaus Garzweiler für eine Klimawende und einen schnelleren Ausstieg aus der Kohleverstromung demonstriert. Rund 400 Menschen nahmen am einer Kundgebung auf dem Marktplatz der Stadt Jüchen-Hochneukirch teil, die an Garzweiler grenzt. Die Anti-Kohle-Initiative "All Dörfer bleiben" kritisierte den im Sommer beschlossenen Kohleausstieg bis 2038 als "Kohlestromverlängerungsgesetz". Damit lasse der Deutsche Bundestag noch für 18 Jahre die Zerstörung von Dörfern und Wäldern zu, sagte ein Sprecher.
Die von "Fridays for Future" angemeldete Demonstration war Bestandteil einer Reihe von Aktionen rund um Garzweiler. So sollte es am Samstagabend einen Gottesdienst und eine Nachtwache im Ort Lützerath geben. Den Abschluss sollen laut der Initiative "Die Kirche(n) im Dorf lassen" eine Messe und ein Dorfspaziergang am Sonntag bilden.
Bereits am frühen Samstagmorgen waren Aktivisten von "Ende Gelände" in den Tagebau Garzweiler eingedrungen. Wie eine Sprecherin der Aachener Polizei mitteilte, gelang es rund 200 Personen, einen nicht mehr genutzten Teil des Tagebau zu besetzen. Dabei handele sich um ein früheres, wieder zugeschüttetes Baggerloch.
Außerdem waren demnach mehrere Hundertschaften der Polizei am Kohlekraftwerk Weisweiler im Einsatz, wo eine Gruppe des Aktionsbündnisses "Ende Gelände" Förderbänder blockierte und vor dem Werk demonstrierte. Auch versuchten Aktivisten, den Betrieb des Gaskraftwerk Lausward bei Düsseldorf zu stören. Der Polizei-Einsatz dauerte am Samstagnachmittag noch an.
Nach Angaben von "Ende Gelände" beteiligten sich rund 3.000 Aktivisten an den Aktionen. Man habe erfolgreich die Kohle- und Gasinfrastruktur im rheinischen Kohlerevier blockiert, sagte eine Sprecherin. Zugleich wurde Polizisten vorgeworfen, gegen die Klima-Aktivisten zum Teil brutal mit Schlagstöcken und Pfefferspray vorgegangen zu sein. Ein Sprecher der Polizei betonte, dass die Blockaden nicht genehmigt seien. Im Vorfeld sei ein entschiedenes Vorgehen gegen illegale Aktionen angekündigt worden, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Erstmals blockierte "Ende Gelände" das Gaskraftwerk Lausward. Die Gasinfrastruktur werde derzeit stark ausgebaut, obwohl Erdgas ein "Klimakiller" sei, erklärte die Sprecherin des Bündnisses, Kim Solievna. So werde bei der Produktion und dem Transport des Erdgases Methan freigesetzt, was ein deutlich stärkeres Treibhausgas als CO2 sei. Damit sei Gas über die gesamte Produktionskette genauso klimaschädlich wie Kohlekraft, betonte sie: "Es ist Wahnsinn, Milliarden in Erdgas, Pipelines und Frackinghäfen statt in Erneuerbare Energien zu investieren. Erdgas ist eine fossile Sackgasse."