Berlin (epd). Ärztevertreter rechnen damit, dass die Zahl der Corona-Toten in Deutschland in den kommenden Wochen weiter steigen wird. Die aktuell zunehmende Zahl der Covid-19-Toten spiegele zeitversetzt das steigende Infektionsgeschehen der vergangenen Wochen wider, sagte Uwe Janssens, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag). Von der Erstinfektion bis zu einer schweren Erkrankung dauere es in der Regel zehn bis 14 Tage, die durchschnittliche Zeit auf der Intensivstation betrage 21 bis 24 Tage. Das bedeute, dass sich viele der Menschen, die jetzt sterben, vor mehr als fünf Wochen angesteckt hätten, erklärte Janssens.
Der Mediziner rechnet nach eigenen Worten aber nicht mit einer erneut dramatischen Entwicklung wie im Frühjahr. "Die Intensivmediziner wissen heute viel mehr über erfolgreiche Behandlungsmöglichkeiten und können medikamentös gezielter eingreifen", sagte er. Zudem habe das Land gelernt, die besonders gefährdeten Gruppen, die Alten und Kranken, besser zu schützen.
Zur traurigen Bilanz der Pandemie gehörten aber nicht nur die unmittelbaren Todesfälle, fügte Janssens hinzu: "Neben den Menschen, die an und mit dem Corona-Virus sterben, dürfen wir aber nicht diejenigen vergessen, die weiterhin sterben, weil sie sich aus Angst vor Ansteckung nicht in Praxen und Kliniken trauen." Die Gesamtzahl der indirekten Toten werde man erst Jahre später beziffern können, wenn sämtliche Spätfolgen der Pandemie abschätzbar seien.
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