Trump: UN müssen China zur Rechenschaft ziehen

Trump: UN müssen China zur Rechenschaft ziehen
Xi Jinping verlangt globale Solidarität im Kampf gegen Corona
Die Corona-Pandemie beherrscht die Generaldebatte bei den Vereinten Nationen. In der Aussprache zur 75. Vollversammlung stoßen die Rivalen USA und China aufeinander.

New York, Genf (epd). Corona-Streit beim 75. Gründungsjubiläum der Vereinten Nationen: US-Präsident Donald Trump hat China am Dienstag für die weltweite Verbreitung des Covid-19-Erregers verantwortlich gemacht. Die Vereinten Nationen müssten China zur Rechenschaft ziehen, verlangte Trump per Videobotschaft für die Generaldebatte der 75. Vollversammlung in New York.

Chinas Präsident Xi Jinping ging in seiner ebenfalls per Video ausgestrahlten Botschaft nicht direkt auf Vorwürfe aus den USA ein. Er warnte jedoch vor Versuchen, die Corona-Pandemie für "Politisierung und Stigmatisierung" zu missbrauchen. Stattdessen verlangte der chinesische Präsident eine globale Solidarität im Kampf gegen die Krankheit, an der weltweit laut Johns-Hopkins-Universität bis Dienstagnachmittag fast 970.000 Menschen gestorben sind. Weit mehr als 31 Millionen Infektionen seien bestätigt worden.

Trump nannte den Erreger das "China-Virus". China habe die Welt über die Gefährlichkeit der Krankheit Covid-19 in die Irre geführt, so etwa habe es die Mensch-zu-Mensch-Übertragung verschwiegen. Trump beschuldigte die Weltgesundheitsorganisation, unter der Kontrolle Chinas zu stehen. Damit wiederholte der US-Präsident Kritik, die er seit vielen Monaten vorträgt.

Trump wird in den USA für die langsam und lückenhaft eingeführten Maßnahmen gegen den Corona-Ausbruch scharf kritisiert. Der Republikaner liegt in Umfragen zu den Präsidentschaftswahlen im November zurück. Die USA verzeichnen die meisten bestätigten Fälle von Covid-19 weltweit, es sind dort laut Johns-Hopkins-Universität mehr als 6,8 Millionen. Zudem weisen die USA den Angaben nach mit etwa 200.000 die meisten erfassten Todesfälle im Zusammenhang mit der Krankheit auf. Covid-19 hatte seinen Ursprung in China und breitete sich seit Beginn des Jahres in schnellem Tempo über den Erdball aus.

Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro warf in der Debatte den Medien vor, eine Corona-Panik in der Bevölkerung hervorzurufen. Er hatte mehrfach öffentlich die Corona-Pandemie als "kleine Grippe" bezeichnet und sich den von den Gouverneuren in seinem Land verhängten Quarantäne-Maßnahmen widersetzt. Brasilien ist nach den USA das am schwersten von der Pandemie betroffene Land.

Zu Beginn der Generaldebatte forderte UN-Generalsekretär António Guterres, bis Ende des Jahres eine globale Waffenruhe zu erreichen, damit die Welt sich auf den Kampf gegen Corona konzentrieren könne. Alle Konfliktparteien sollten in den kommenden 100 Tagen ihre Waffen zum Schweigen bringen. "Es gibt nur einen Gewinner von Konflikten in einer Pandemie: das Virus", sagte Guterres.

Inzwischen unterstützen 180 Länder den Appell, auch religiöse Führungspersönlichkeiten stehen laut UN dahinter. Während Guterres persönlich in der UN-Vollversammlung erschien, wurden alle Staats- und Regierungschefs digital zu dem Treffen zugeschaltet. Der Reiseverzicht soll dazu beitragen, die Ausbreitung von Covid-19 einzudämmen. Die am Dienstag eröffnete Generaldebatte dauert bis nächste Woche.

Vor 75 Jahren, am 26. Juni 1945, hatten Vertreter von 50 Staaten im kalifornischen San Francisco die Charta der UN unterzeichnet. Am 24. Oktober 1945 trat das Regelwerk in Kraft: Es war der Geburtstag der Weltorganisation. Das Jahr 2020 steht bei den UN im Zeichen des Jubiläums.