Frankfurt a.M., Hanoi (epd). Ein vietnamesisches Gericht hat mehrere Bewohner eines Dorfes wegen des Mordes an Polizisten zu drakonischen Strafen verurteilt. Zwei der insgesamt 29 Angeklagten erhielten die Todesstrafe, wie Human Rights Watch mitteilte. Weitere vier Bewohner der nordvietnamesischen Ortschaft Dong Tam müssen zwischen zwölf Jahren und lebenslänglich ins Gefängnis. Die übrigen 23 Angeklagten wurden zu Haftstrafen zwischen 15 Monaten und sechs Jahren verurteilt, einige davon auf Bewährung. Seit langem protestieren die Bewohner gegen staatliche Zwangsenteignungen. Dabei kamen im Januar drei Polizisten und ein Dorfältester ums Leben.
Human Rights Watch kritisierte die Urteile scharf: "Wie alle Gerichte in Vietnam ist dieses Tribunal in Hanoi alles andere als unabhängig, da es von der regierenden kommunistischen Partei vorab festgelegte Urteile fällen muss", erklärte der Vize-Asienchef der Organisation, Phil Robertson. Das Verfahren hatte eine Woche gedauert. Bei der Auseinandersetzung geht es um die Konfiszierung von Ländereien durch Vietnams Verteidigungsministerium zugunsten eines vom Militär betriebenen Telekommunikationsunternehmens. Bei einer Razzia der Polizei im Januar war die Lage eskaliert, ein Dorfältester sowie drei Beamte wurden getötet. Daraufhin waren 30 Personen festgenommen und soziale Netzwerke zensiert worden. Vietnams Machthaber hätten alles daran gesetzt, den Bewohnern von Dong Tam mit äußerster Härte zu begegnen, weil sie befürchteten, dass der Widerstand der Gemeinde sich auf andere übertragen könne, kritisierte Robertson.