Dubai, Kabul (epd). Nach monatelangen Verzögerungen beginnen an diesem Samstag die Friedensverhandlungen zwischen der afghanischen Regierung und den Taliban im Wüstenemirat Katar. Dies berichtete der afghanische TV-Sender Tolo am Freitag. Am Donnerstagabend hatten die Regierungen von Katar und Afghanistan sowie die Taliban unabhängig voneinander den Start der Gespräche bestätigt. US-Außenminister Mike Pompeo, der zum Auftakt der Verhandlungen in die katarische Hauptstadt Doha reist, sprach von einer "historischen Chance". Die USA machen kurz vor den Präsidentschaftswahlen im November massiven Druck, einen historischen Friedensschluss zu erreichen.
Die Taliban hatten kurz vor Beginn der Verhandlungen ihren Chef-Verhandler ausgetauscht. Diese Rolle übernimmt nun Maulawi Abdul Hakim, der Oberste Richter der Taliban. Er soll die 21-köpfige Delegation in Doha leiten, während der bisherige Verhandlungsführer Abbas Stanekzai zum Hakims Stellvertreter berufen wurde. Gleichzeitig sollen am Samstag in Doha die letzten sechs Taliban-Gefangenen freigelassen werden. Die Frage der Gefangenenbefreiung hatte über Monate hinweg den Beginn der Gespräche verzögert.
Die Lage in Afghanistan ist sehr instabil. Immer wieder gibt es blutige Anschläge. Am Mittwoch war einer auf Afghanistans Vizepräsident Amrullah Saleh verübt worden, bei dem mindestens zehn Menschen starben. Saleh, ein politisches Schwergewicht und entschiedener Gegner der Taliban, erlitt dabei leichte Verletzungen. Die Taliban wiesen die Verantwortung für den Angriff zurück. Auch auf zwei Frauenrechtlerinnen waren in den vergangenen Wochen Attentate verübt worden, darunter die Parlamentarierin Fausia Kofi, die auch Mitglied der Verhandlungsdelegation auf der Regierungsseite ist.
Die Beratungen in Doha sollen den 19-jährigen Konfliktes am Hindukusch beenden. Ende Februar hatten die USA und die aufständischen Taliban ein historisches Friedensabkommen geschlossen, das den Abzug der USA aus Afghanistan vorsieht. Die USA haben bereits angekündigt, bis Ende November die Zahl ihrer Soldaten in Afghanistan auf weniger als 5.000 reduzieren zu wollen.