Dubai, Kabul (epd). Kurz vor dem Start innerafghanischer Friedensgespräche ist ein Anschlag auf Vizepräsident Amrullah Saleh verübt worden. Dieser entkam mit leichten Verletzungen, wie der Fernsehsender Tolo News am Mittwoch berichtete. Demnach fuhr Saleh mit seinem Konvoi durch das Zentrum der Hauptstadt Kabul, als ein Sprengsatz in einem Holzkarren detonierte. Mindestens zehn Menschen seien getötet und 16 verletzt worden, darunter auch drei Leibwächter von Saleh. Saleh selbst habe leichte Verbrennungen an Händen und im Gesicht erlitten. Die Taliban wiesen jede Verantwortung für den Anschlag zurück.
"Mir geht es gut, aber meine Wächter sind verwundet worden. Mein Sohn, der mit mir im Auto saß, ist wie ich ok", sagte Saleh in einem Video auf Facebook. Der 49-Jährige ist ein politisches Schwergewicht. Er war jahrelang Chef des afghanischen Nachrichtendienstes und bekleidete auch das Amt des Innenministers. Als entschiedener Kritiker und Gegner der aufständischen Taliban war Saleh bereits mehrmals Ziel von Anschlägen. Im vergangenen Jahr kamen bei einem Attentat auf sein Büro 20 Menschen ums Leben.
In den kommenden Tagen sollen in der katarischen Hauptstadt Doha Beratungen zwischen den Taliban und der afghanische Regierung über eine Beilegung des 19-jährigen Konfliktes beginnen. Ende Februar hatten die USA und die aufständischen Taliban ein historischen Friedensabkommen geschlossen, das den Abzug der USA aus Afghanistan vorsieht. Die USA haben bereits angekündigt, dass sie bis Ende November die Zahl ihrer Soldaten in Afghanistan auf weniger als 5.000 reduzieren wollen.