Frankfurt a.M., San Salvador (epd). El Salvadors Präsident Nayib Bukele gerät wegen seiner mutmaßlichen Zusammenarbeit mit kriminellen Gangs zunehmend unter Druck. Wie die Staatsanwaltschaft am Montag (Ortszeit) erklärte, hat die Behörde Ermittlungen gegen den Staatschef aufgenommen. Zudem durchsuchten die Strafverfolger zwei Gefängnisse, in denen Mitglieder der Bande "Mara Salvatrucha 13" (MS13) einsitzen. Die MS13 gilt neben den "Maras 18" (M18) als gefährlichste kriminelle Gruppe des Landes. Bukele wies die Vorwürfe zurück und bezeichnete sie als Kampagne gegen seine Maßnahmen zur Verbrechensbekämpfung.
Vergangenen Freitag hatte das salvadorianische Online-Portal "El Faro" Protokolle und geheime Berichte veröffentlicht, die zeigten, dass sich Anführer der MS13 seit Juni 2019 häufig mit Vertretern der Regierung trafen. Ziel der Verhandlungen sei es gewesen, die Morde im Land einzudämmen, berichtete "El Faro". Im Gegenzug sollten die Maras in den Gefängnissen bessere Haftbedingungen bekommen. Zugleich sollten die Kriminellen die Regierungspartei "Nuevas Ideas" vor den Gemeinde- und Parlamentswahlen 2021 unterstützen.
Bukele hatte versprochen, hart gegen die kriminellen Banden vorzugehen. Experten vermuten schon lange, dass der Staatschef einen Pakt mit den gewalttätigen Gruppen eingegangen ist. Tatsächlich reduzierte sich die Zahl der Morde zunächst, nachdem Bukele im Juni 2019 sein Amt übernommen hatte. Als die Gewalt im April erneut eskalierte, ließ der Präsident die Haftbedingungen der Bandenmitglieder massiv verschärfen. Insider gingen davon aus, dass damals der Pakt gebrochen wurde.
Die MS13 und die M18 kontrollieren in El Salvador zahlreiche Gemeinden und Stadtviertel. Das mittelamerikanische Land zählt angesichts des Terrors der Banden gegen die Bevölkerung sowie Kämpfen unter den rivalisierenden Maras zu den Staaten mit den meisten Morden weltweit.