Frankfurt a.M. (epd). Der Prozess im Mordfall Walter Lübcke hat sich am 15. Verhandlungstag dem Mitangeklagten Markus H. zugewandt. Zwei ehemalige Mitgefangene in der Untersuchungshaft berichteten am Donnerstag im Oberlandesgericht Frankfurt am Main über ihre Gespräche mit H., der der Beihilfe zum Mord angeklagt ist. "Ich bin unschuldig", habe H. gesagt und keine Angst geäußert, sagte Hassan E. Als Haftgrund habe er angegeben, dem des Mordes angeklagten Stephan E. eine Waffe verkauft zu haben. Später ergänzte der Zeuge, dass sich 90 Prozent der Gefängnisinsassen für unschuldig hielten, was im Gerichtssaal Heiterkeit hervorrief.
Jussuf E. bestätigte die Angaben, teils auf Deutsch, teils mit Hilfe eines Dolmetschers aus dem Niederländischen. Das Gericht zeigte Notizen von Jussuf E., die dieser über die Gespräche mit H. angefertigt hatte. Darin heißt es, H. habe gesagt, er habe eine Waffe an Stephan E. verkauft. Jussuf E. bestätigte die Notizen. Weiter heißt es dort, H. habe Befürchtungen geäußert, dass DNA-Spuren von ihm auf einem Beifahrersitz gefunden werden könnten - in welchem Auto, blieb unklar. H. habe Angst gehabt, dass der des Mordes angeklagte Stephan E. ihn "in die Sache reinzieht".
Das Gericht zitierte weiter aus den Notizen, H. habe gesagt, dass Stephan E. "mehrere nicht aufgeklärte Verbrechen gegen Ausländer begangen" habe. Auf Nachfrage erinnerte sich der Zeuge an keine konkreten Aussagen. Über Politik habe er sich mit H. nicht unterhalten. Erst als das Gericht ihm die Notizen vorhielt, H. habe sich einen Arier und einen Rechtsextremisten genannt und eine "riesige Abneigung gegen jüdische Menschen" geäußert, bestätigte dies der Zeuge. Beide Zeugen waren nach ihren Angaben in der U-Haft mit H. beim Duschen und während der einen Stunde Freizeit am Tag im Aufenthaltsraum zusammengewesen.