Berlin (epd). Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz hat am Dienstag in einem Gedenkgottesdienst erstmals einen NS-verfolgten homosexuellen Pfarrer öffentlich rehabilitiert. In dem Gottesdienst mit Bischof Christian Stäblein wurde das öffentliche Ansehen von Pfarrer Friedrich Heinrich Klein wiederhergestellt, wie es hieß. Der 1905 in Homburg (Saar) geborene Klein war in der Nazizeit Anfang 1943 als Pfarrer der Berliner Immanuelgemeinde wegen Homosexualität von der Kirche entlassen worden.
Zuvor war der Pfarrer 1942 vom NS-Reichskriegsgericht wegen "Verführung eines 19 Jahre alten Mannes zu widernatürlicher Unzucht" zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden. Zunächst saß er im sächsischen Torgau in Haft. Später wurde er auf Frontbewährung geschickt und gilt seit August 1944 als vermisst.
Durch diese Unrechtbehandlung sei viel Leid über Menschen gekommen, die anders lebten und liebten und die auf schreckliche Weise diskriminiert wurden, erklärte Bischof Stäblein. Mit dem Gottesdienst solle deutlich gemacht werden, "dass vielen Menschen, auch im Namen der Kirche, schweres Unrecht widerfahren" sei.
Die Landeskirche werde die Fälle von Diskriminierung nicht nur durch die Nazis aufarbeiten, kündigte der Bischof an. Geplant ist unter anderem eine öffentliche Erklärung der Landeskirche im kommenden Jahr und die Schaffung einer Anlaufstelle für Betroffene.
Angewandt wurde bei Klein der Paragraf 175 Reichsstrafgesetzbuch. Er stellte seit 1872 sexuelle Handlungen zwischen Personen männlichen Geschlechts unter Strafe. Abgeschafft wurde der Paragraf erst 1994.