Potsdam (epd). Neben der Baustelle des neuen Potsdamer Garnisonkirchturms wird am Wochenende eine kritische Ausstellung zum Wiederaufbauprojekt eröffnet. Die Martin-Niemöller-Stiftung und die Universität Kassel wollen so in Kooperation mit mehreren Potsdamer Initiativen direkt am historischen Standort der Garnisonkirche einen Lernort einrichten, teilten die Stiftung und der Architekturexperte und frühere Direktor der Bauhaus-Stiftung Dessau, Philipp Oswalt, am Montag mit.
Der Lernort solle "kontinuierlich über die Geschichte des Ortes aufklären und über die oft verschwiegenen und verdrängten Dimensionen dieser Kirche sowie des Wiederaufbauprojekts informieren", hieß es. Der erste Teil des Lernortes widme sich den "rechtsradikalen Einschreibungen" des in den 80er Jahren initiierten Wiederaufbauprojekts.
Dem liege eine einjährige Forschung in einer Reihe von Archiven zugrunde, hieß es. Damit würden auch die Hintergründe des umstrittenen Iserlohner Glockenspiels neben dem historischen Ort der Garnisonkirche erhellt, das im September 2019 nach 28-jährigem Betrieb wegen seiner rechtsradikalen Inschriften von der Stadt Potsdam abgestellt wurde.
Die Eröffnung des "Lernorts Garnisonkirche" am kommenden Samstag sei auch ein Statement für den Erhalt des früheren DDR-Rechenzentrums und seine Nutzung als Kunst- und Kreativhaus. Das Gebäude steht zum Teil auf dem Kirchengrundstück. Bisher war vorgesehen, es abzureißen. Dadurch ist auch ein denkmalgeschütztes DDR-Kunstwerk von Fritz Eisel (1929-2010) aus 18 großen Mosaikplatten gefährdet.