Göttingen, Den Haag (epd). Menschenrechtler dringen auf eine rechtskräftige Verurteilung des ehemaligen Oberbefehlshabers der bosnischen Serben, Ratko Mladic, wegen Völkermordverbrechen. Er müsse nicht nur wegen des Massenmords in Srebrenica im Juli 1995, sondern wegen Genoziden in sechs weiteren bosnischen Gemeinden belangt werden, sagte am Sonntag die Referentin für Genozid-Prävention und Schutzverantwortung bei der Gesellschaft für bedrohte Völker, Jasna Causevic.
Mladic war 2011 nach 16 Jahren auf der Flucht verhaftet worden. Ein UN-Tribunal in Den Haag verurteilte ihn 2017 mit Blick auf Srebrenica wegen Völkermordes und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu einer lebenslangen Haftstrafe. Sowohl Mladic als auch die Staatsanwaltschaft haben Berufung eingelegt, die Ermittlungsbehörde fordert eine Bestrafung auch wegen weiterer Verbrechen. In Srebrenica hatten bosnische Serben unter dem Befehl Mladics mehr als 8.000 Menschen ermordet.
Die Anhörungen zum Berufungsverfahren beginnen an diesem Dienstag ebenfalls in Den Haag. Sie seien bereits dreimal verschoben worden, berichtete Causevic: "Die Verteidigung des Schlächters von Bosnien verfolgte offensichtlich eine Verzögerungstaktik, damit der 77-Jährige das rechtskräftige Urteil nicht mehr erleben muss." Das zuständige Gericht habe diese Taktik aber "durchschaut" und angekündigt, jetzt mit den Anhörungen zu beginnen.