zwischen der Junta und der abgesetzten Regierung vermitteln. Tausende
Menschen bejubeln unterdessen bei Kundgebungen das Militär.
Frankfurt a.M., Bamako (epd). Nach dem Militärputsch in Mali haben am Wochenende internationale Vermittlungen begonnen, um die Krise zu lösen. Eine Delegation unter Führung des früheren nigerianischen Präsidenten Goodluck Jonathan habe am Samstag Gespräche mit der Militärjunta und der abgesetzten Regierung aufgenommen, berichtete der französische Sender RFI am Samstagabend. Das Militär hatte am Dienstag Präsident Ibrahim Boubacar Keïta festgenommen und zum Rücktritt gezwungen.
Die Delegation traf im Auftrag der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) mit einer Gruppe von etwa 20 früheren Regierungsfunktionären, die vom Militär gefangen gehalten werden, zusammen, darunter Präsident Keïta und Ministerpräsident Boubou Cissé. Auch mit der Militärjunta, die sich selbst als "Nationalkomitee zum Wohl des Volkes" bezeichnet, haben dem Medienbericht zufolge bereits Gespräche stattgefunden. Zum Inhalt der Gespräche wurde nichts bekannt. Weitere Treffen soll es unter anderem mit Richtern des Verfassungsgerichts geben.
Ecowas hatte sich am Donnerstag auf die Verhängung von Sanktionen gegen die Putschisten und die sofortige Entsendung einer Vermittlungsdelegation geeinigt. Die westafrikanischen Staaten sprachen den neuen Machthabern jegliche Legitimität ab und forderten die Rückkehr von Präsident Keïta in sein Amt. Die Militärjunta dagegen erklärte, sie wolle eine Übergangsregierung einsetzen.
In mehreren Städten feierten die Menschen die Absetzung der Regierung. Tausende Menschen bejubelten am Freitag Medienberichten zufolge bei Kundgebungen das Militär. Zu den Kundgebungen aufgerufen hatte das Oppositionsbündnis M5-RFP, das seit mehreren Wochen Massenproteste gegen die Regierung von Präsident Keïta organisiert. Die Bewegung beklagte bei Massenprotesten in den vergangenen Wochen Wahlfälschung bei der Parlamentswahl im Frühjahr, die schlechte wirtschaftliche Lage und die zunehmende Gewalt im Land.
Präsident Keïta war seit 2013 im Amt und wurde 2018 wiedergewählt. Seit einem Aufstand des Militärs und dem Ausbruch eines Bürgerkriegs 2012 kommt das westafrikanische Land nicht zur Ruhe. An einem internationalen Militäreinsatz zur Stabilisierung Malis ist auch die Bundeswehr beteiligt.
Von Oppositionsführer Soumaïla Cissé, der Ende März entführt wurde, gibt es unterdessen ein Lebenszeichen. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) habe mehrere Briefe Cissés bekommen und an seine Familie weitergeleitet, heißt es in einer IKRK-Mitteilung, die am Samstag auf Cissés Facebook-Seite veröffentlicht wurde. Zum Zustand oder dem Aufenthaltsort des früheren Finanzministers wurden keine Angaben gemacht. Cissé war kurz vor den Wahlen Ende März wahrscheinlich von Islamisten verschleppt worden.