Frankfurt a.M., Bamako (epd). Im westafrikanischen Mali haben Soldaten nach eigenen Angaben die Macht übernommen. Präsident Ibrahim Boubacar Keïta erklärte in der Nacht zum Mittwoch im staatlichen Fernsehen seinen Rücktritt und die Auflösung des Parlaments. Das Militär kündigte laut einem Bericht des Senders RFI vom Mittwoch die Gründung eines Nationalkomitees an, das das Land lenken soll.
Präsident Keïta und Ministerpräsident Boubou Cissé waren am Dienstagabend von meuternden Militärangehörigen festgenommen worden. Zuvor hatten aufständische Soldaten in der Garnisonsstadt Kati außerhalb der Hauptstadt Bamako Truppen mobilisiert und Straßensperren errichtet. In Bamako gingen Medienberichten zufolge Menschen auf die Straße, um die Festnahme Keïtas zu feiern.
International wurde der Militärputsch verurteilt. Die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) hob am späten Dienstagabend die Mitgliedschaft Malis auf, bis das Land zur verfassungsmäßigen Ordnung zurückkehre. Zudem entschieden die Mitgliedsstaaten, die Grenzen zu schließen und alle Wirtschafts- und Handelsbeziehungen mit Mali einzufrieren. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) forderte die Soldaten am Dienstagabend auf, in ihre Kasernen zurückzukehren und die Festsetzung von Regierungsmitgliedern zu beenden.
Präsident Keïta war seit 2013 im Amt. Die Regierung stand jedoch seit Monaten unter Druck. Bei Massenprotesten gingen im Juni und Juli Zehntausende Menschen gegen das Ergebnis der Parlamentswahl, die schlechte wirtschaftliche Lage und die zunehmende Gewalt im Land auf die Straße. Die Demonstranten forderten den Rücktritt Keïtas. 2012 hatten sich bereits Teile des Militärs erhoben, was zu einem Putsch mit anschließendem Bürgerkrieg führte, bei dem Islamisten die Kontrolle über mehrere Regionen Malis übernahmen.