Wiesbaden (epd). Das Interesse am staatlichen Islam-Unterricht ohne den türkischen Ditib-Verband ist laut hessischer Landesregierung groß. Etwa 3.000 muslimische Schülerinnen und Schüler seien für das beginnende Schuljahr angemeldet, sagte Kultusminister Alexander Lorz (CDU) am Freitag in Wiesbaden. Die Zahl liege damit um etwa 40 Kinder höher als im Vorjahr. Der Unterricht wird mit Beginn des neuen Schuljahrs am Montag erstmals für die Klassen 1 bis 8 angeboten, nachdem sich die Landesregierung von Ditib als Partner lossagte.
Lorz räumte ein, dass der Zuwachs nur gering sei in Anbetracht der Ausweitung auf die Klassenstufe 8. Gerechnet auf die einzelnen Stufen könne sich sogar ein kleiner Rückgang ergeben haben. Nach Aufrufen, den nicht bekenntnisorientierten Unterricht ohne Ditib zu boykottieren, sei er aber mit dieser Zahl sehr zufrieden.
Der Kultusminister hatte im April entschieden, dass der bekenntnisorientierte Islamunterricht mit Ditib als Partner im neuen Schuljahr nicht fortgesetzt wird. Als Grund nannte er Zweifel an der Unabhängigkeit des Verbands vom türkischen Staat und Präsident Recep Tayyip Erdogan.
Stattdessen wird der Islamunterricht jetzt erstmals für alle Klassen in rein staatlicher Regie ohne religiöse Partner erteilt, wie es im alten Schuljahr schon einmal als Schulversuch nur in der siebten Klasse der Fall war. Lorz betonte, ihm sei wichtig gewesen, auch nach der Trennung von Ditib Kindern muslimischen Glaubens in Hessen ein Unterrichtsangebot zu unterbreiten.
Er begrüßte, dass sich die weitaus meisten Lehrer des bisherigen bekenntnisorientierten Religionsunterrichts auch für den neuen staatlichen gemeldet hätten. Da es sich um in Deutschland ausgebildete und beim hessischen Staat angestellte Lehrkräfte handele, sei dies kein Problem. Die Fachkunde hätten diese Lehrer ohnehin, sie müssten den Islamunterricht nur jetzt neutral erteilen und auch über die gesamte Geschichte, Kultur und Philosophie des Islams informieren. Grundsätzlich steht der staatliche Islamunterricht jetzt auch nichtmuslimischen Schülerinnen und Schülern offen.