Die Bundesregierung hat dem Libanon zehn Millionen Soforthilfe zugesichert. Das teilte Außenminister Heiko Maas am Sonntag in Berlin vor Beginn einer internationalen Geberkonferenz mit. "Die Menschen in Beirut brauchen unsere Hilfe und sie brauchen Anlass zur Hoffnung", sagte Maas. Über 150 Menschen seien gestorben, über 6.000 verletzt und 300.000 hätten ihr Zuhause verloren. "Solche Zahlen machen fassungslos."
Der deutsche Außenminister mahnte erneut Reformen in dem Land an. Libanon habe bereits vor der Katastrophe vor überwältigenden Herausforderungen gestanden, so Maas: "Ohne dringend benötigte Reformen kann es weder nachhaltigen Wandel noch Stabilität geben. Genau das ist es, was die libanesische Bevölkerung zu Recht fordert: Einzelinteressen und alte Konfliktlinien müssen überwunden und das Wohl der gesamten Bevölkerung vorangestellt werden."
Geld für Medizin und Nahrung
Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) sagte der "Welt am Sonntag". Deutschland engagiere sich bereits seit Jahren in der Versorgung der 1,5 Millionen syrischen Flüchtlingen im Libanon. Jetzt sollten Hilfen den Katastrophenopfern zugutekommen. Das Geld solle der medizinischen Grundversorgung dienen und der Ernährungssicherung der Bevölkerung über das Welternährungsprogramm. Über das "Cash for work"-Programm würden zudem kurzfristige Jobs zur Instandsetzung wichtiger Infrastruktur ermöglicht.
Erste internationale humanitäre Hilfsleistungen sind nach Angaben des Auswärtigen Amts bereits in Beirut eingetroffen. Am Samstag flog das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Hilfslieferungen im Wert von 1,5 Millionen Euro aus Bundesmitteln nach Beirut. Mit den Hilfsgütern und Medikamenten soll das libanesische Rote Kreuz unterstützt werden. Weitere zehn 10 Millionen Euro sollten laut Außenministerium für die laufenden Soforthilfemaßnahmen zur Verfügung gestellt werden. Ein Team des THW war bereits am Tag nach dem Unglück aufgebrochen, um Unterstützung bei der Suche und Bergung von Opfern zu leisten.
Auch Covid-Schutzausstattung unter Hilfsgütern
Die 43 Tonnen Hilfsgüter, die das DRK nach Beirut geflogen habe, entsprächen in etwa der Ladung von sechs großen LKW mit Anhängern, sagte DRK-Generalsekretär Christian Reuter. Darunter befänden sich Erste-Hilfe-Sets, Verbandsmaterialien, Decken, Werkzeuge für den Aufbau von Notunterkünften, Küchenutensilien, Eimer, Hygienepakete sowie medizinische Hilfsgüter und Covid-19-Schutzausstattung wie Masken und Schutzanzüge. Das DRK rief zu Spenden auf.
Nach Angaben der Bundesregierung ist Deutschland ist der zweitgrößte bilaterale Geber für Libanon. Seit 2012 habe die Bundesrepublik über die Entwicklungszusammenarbeit mehr als 1,2 Milliarden Euro bereitgestellt, außerdem 634 Millionen Euro für Maßnahmen der Humanitären Hilfe.