Bonn (epd). Die Hilfsorganisation Care warnt vor einer weiteren Verschlechterung der humanitären Situation im Bürgerkriegsland Jemen. In der vergangenen Woche hätten schwere Regenfälle und Sturzfluten in Teilen des Landes zu großen Schäden an Häusern sowie in der Infrastruktur und Landwirtschaft geführt, teilte die Organisation am Freitag in Bonn mit. Mindestens 30 Menschen starben, rund 5.000 Hektar Ackerland seien unbrauchbar.
Besonders die zahlreichen Flüchtlinge in rund einem Dutzend provisorischer Camps im Jemen befinden sich in einer "dramatischen Situation", hieß es. Die Überschwemmungen kämen zu einer Zeit, in der die Menschen keine Kraft mehr für eine weitere Katastrophe hätten. Die Bevölkerung im Jemen kämpfe bereits mit den massiven Auswirkungen der Corona-Pandemie. In dem Land wurden bis Freitag über 1.700 Covid-19-Infektionen und 487 Corona-Tote erfasst.
"Wir sind besorgt, dass die anhaltenden Überschwemmungen neben den akuten Zerstörungen auch zu einem erneuten Anstieg der Cholera-Infektionen führen könnten", sagte der Generalsekretär von Care Deutschland, Karl-Otto Zentel. Aufgrund der Corona-Pandemie habe die jemenitische Regierung weder medizinische Ressourcen noch Mittel für die Grundversorgung, um mit dieser Vielzahl an unterschiedlichen Krisen umzugehen.
Durch den Bürgerkrieg im Jemen sind seit 2015 mehr als 100.000 Menschen umgekommen. Von den rund 30 Millionen Jemeniten sind über 24 Millionen auf Überlebenshilfe angewiesen. Die Regierung wird von einer Militärkoalition unter Führung Saudi-Arabiens unterstützt, während die Huthi-Rebellen Hilfe aus dem Iran erhalten. Friedensbemühungen der Vereinten Nationen blieben bislang ohne Erfolg. Eine von Saudi-Arabien im Frühjahr verkündete einseitige Waffenruhe hatte nur kurz Bestand.