Aber Jakob zog aus von Beerscheba und machte sich auf den Weg nach Haran und kam an eine Stätte, da blieb er über Nacht, denn die Sonne war untergegangen. Und er nahm einen Stein von der Stätte und legte ihn zu seinen Häupten und legte sich an der Stätte schlafen. Und ihm träumte, und siehe, eine Leiter stand auf Erden, die rührte mit der Spitze an den Himmel, und siehe, die Engel Gottes stiegen daran auf und nieder. Und der HERR stand oben darauf und sprach: Ich bin der HERR, der Gott deines Vaters Abraham, und Isaaks Gott; das Land, darauf du liegst, will ich dir und deinen Nachkommen geben. Und dein Geschlecht soll werden wie der Staub auf Erden, und du sollst ausgebreitet werden gegen Westen und Osten, Norden und Süden, und durch dich und deine Nachkommen sollen alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden. Und siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst, und will dich wieder herbringen in dies Land. Denn ich will dich nicht verlassen, bis ich alles tue, was ich dir zugesagt habe. Als nun Jakob von seinem Schlaf aufwachte, sprach er: Fürwahr, der HERR ist an dieser Stätte, und ich wusste es nicht! Und er fürchtete sich und sprach: Wie heilig ist diese Stätte! Hier ist nichts anderes als Gottes Haus, und hier ist die Pforte des Himmels.
1. Mose 28,10-17 (Hier vorgelesen von Helge Heynold)
Liebe unbeirrt Nähe Fastende,
es ist Reisezeit. Das bedeutet in diesem Jahr keine besonders fernen Ziele, aber der Sommer lockt doch ans Meer, in die Berge, an unbekannte Orte oder beliebte Sehnsuchtsziele. Im Sommer wollen wir beim Wort "Welle" an den Strand denken, aber das Radio warnt uns vor einer zweiten Infektionswelle. Darum ist auch der Sommer anders als in anderen Jahren. Unveränderlich ist, dass viele Menschen das Fernweh packt: Raus aus den eigenen vier Wänden, etwas anderes sehen, den Alltag buchstäblich hinter uns lassen. Zu Hause fällt so manch einem Menschen "die Decke auf den Kopf". Wer auf Reisen geht, hofft auf eine anregende und gleichzeitig erholsame Zeit. Unterwegs ist man stärker gefährdet als zu Hause. Zu Hause kennen wir uns aus, woanders ist es eben anders.
Die biblische Geschichte, die ich für diese Woche ausgesucht habe, enthält darum einen Reisesegen, den ich Ihnen schenken möchte. Ursprünglich gilt dieser Segen dem Erzvater Jakob. Ihm fiel zu Hause beinahe buchstäblich die Decke auf den Kopf, denn er hatte dort nicht nur seinen Bruder überlistet, und ihm das Recht des Älteren abgeknöpft, zusammen mit seiner Mutter hatte er sogar seinen alten und halb blinden Vater betrogen, so dass der ihn anstelle seines Bruders segnete. Bruder Esau schnaubt Rache, Jakob muss fliehen.
Jakobs Situation ist darum deutlich unterschieden von der einer Urlaubsreise. Beiden gleich ist allerdings, dass Jakob hofft, dass es ihm gut ergeht in der Fremde - und dass er eines Tages wieder nach Hause zurückkehren wird. Kurz nach seinem Aufbruch erreicht er einen einsamen Ort, an dem er übernachtet. Er richtet sich so gut ein, wie es hier eben möglich ist. Er legt einen Stein an seinen Kopf, schläft ein und träumt einen wundersamen Traum. Engel steigen von diesem Ort aus in den Himmel und wieder herab. Sie fliegen nicht, sondern sie klettern auf einer Leiter, und ganz oben sieht Jakob Gott höchstpersönlich und hört ihn reden: Das hier soll dein Land werden. Es wird dir und deinen Nachkommen gehören. Und bis dahin: "Siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst, und will dich wieder herbringen in dies Land." Der Mensch, der gerade noch sich den Familiensegen erschleichen musste, bekommt einen Segen von Gott, der kaum eindeutiger formuliert sein könnte: Gottes Beistand auf der Reise und eine sichere Heimkehr. Ein Reisesegen.
Jakob wacht auf und ist ausgesprochen überrascht. Der Ort, an dem er hier liegt, ist ihm durchaus bekannt, aber dass hier ein Tor zum Himmel ist, das wusste er nicht. Wenn Sie in der Bibel weiterlesen (oder sich die Stelle bis zu Ende von Helge Heynold vorlesen lassen), erfahren Sie noch, dass Jakob den Ort mit dem Stein markiert, an oder auf dem sein Kopf lag. Jakob richtet den Stein auf und salbt ihn mit Öl, er segnet also den Ort und nennt ihn Bethel, Haus Gottes. Jakob verspricht, hier ein Heiligtum zu errichten, wenn er wieder wohlbehalten zurückkehren sollte. Dann setzt er seine Reise fort.
Ganz gleich, ob Sie nun bereits unterwegs sind, ob Sie gerade Ihre Koffer packen, oder ob Sie zu Hause bleiben: Ich möchte Ihnen diesen Segen Gottes an Jakob zusprechen, denn er gilt nicht nur für die Reisen an andere Orte, sondern auch für unsere gemeinsame Reise durch eine fremde und bedrohliche Zeit. Es soll ein Ende haben, spricht Gott, und wir sollen heimkehren in eine Umgebung, in der wir uns geborgen und sicher fühlen dürfen. Und bis dahin spricht Gott: "Siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst, und will dich wieder herbringen in dies Land. Denn ich will dich nicht verlassen, bis ich alles tue, was ich dir zugesagt habe."
Lassen Sie mich Ihnen trotz Urlaubszeit noch eine Wochenaufgabe mit auf den Weg geben. Wenn Sie in diesen Tagen auf dem Weg sind, halten Sie die Augen offen nach Orten, an denen sich Pforten in den Himmel öffnen. Vielleicht sind Sie ja ähnlich überrascht wie Jakob, wenn Sie einen solchen Ort entdecken. In jedem Fall bitte ich Sie: Suchen Sie nach einem Stein und richten Sie ihn an diesem Ort auf! Markieren und segnen Sie diesen Ort, an dem Engel in den Himmel und wieder hinuntersteigen. Ich bin sicher, dass Sie solche Orte finden können.
Eine gute Reise durch Raum und Zeit wünsche ich Ihnen!
Ihr Frank Muchlinsky