Lübeck (epd). Sechs Jahre nach Baubeginn ist die umfassende Sanierung der Carlebach-Synagoge in der Lübecker Altstadt beendet. Sie sei ein Zeichen, dass jüdische Kultur mitten in die Gesellschaft gehöre, sagte Schleswig-Holsteins Kultusministerin Karin Prien (CDU) am Donnerstag. Die Lübecker Synagoge ist eine der wenigen in Deutschland, die in der NS-Zeit nicht zerstört wurden. Sie wurde 1880 eingeweiht, Mitte der 90er Jahre verübten Rechtsextremisten zwei Brandanschläge auf die Synagoge.
Im Zentrum der Sanierung stand die Erneuerung der reich verzierten Wände und Decken des zweistöckigen Gottesdienstraums. Die Baukosten belaufen sich auf 8,5 Millionen Euro und werden vom Bund, dem Land, der Stadt und drei Stiftungen bezahlt. Ursprünglich sollte der Umbau 3,3 Millionen Euro kosten und 2017 beendet werden. Im Juni 2016 mussten die Bauarbeiten wegen fehlender Gelder gestoppt werden. Einige Monate lang war die Baustelle stillgelegt.
Der offizielle Festakt zur Einweihung musste wegen der Corona-Pandemie verschoben werden. Geplant ist, dass im Mai 2021 eine Ausstellung eröffnet wird, die über die Geschichte der Juden in Lübeck und die Rabbinerfamilie Carlebach informiert. Die Jüdische Gemeinde wolle ihre Synagoge auch für Gäste öffnen, kündigte der Vorsitzende der Gemeinde, Alexander Olschanski, an. Sie hat rund 600 Mitglieder, die überwiegend aus Osteuropa stammen.
Ursprünglich im maurischen Stil errichtet, hatte das Gebäude bis Ende der 1930er-Jahre eine prunkvolle Fassade und eine große Kuppel. In der Reichspogromnacht am 9. November 1938 schändeten Nationalsozialisten die Synagoge. Sie musste an die Stadt verkauft werden und wurde als Sporthalle genutzt. Dafür ließ die Stadtverwaltung die Fassade und die Kuppel entfernen.