Berlin (epd). Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den Zentralrat der Juden in Deutschland als eine bedeutsame Stimme gewürdigt, "die gebraucht und gehört wird". Steinmeier gratulierte dem Zentralrat am Dienstag in einem Glückwunschschreiben zu seinem 70-jährigen Bestehen und dankte ihm für seinen Beitrag zur Entwicklung, Verankerung und öffentlichen Wahrnehmung jüdischen Lebens in Deutschland. Die Gründung des Zentralrats in Frankfurt am Main im Jahr 1950 jährt sich am 19. Juli.
Steinmeier schrieb, die jüdischen Gemeinden hätten das gesellschaftliche Leben in Deutschland bereichert. "Ich bin sehr dankbar, dass sich jüdisches Leben in Deutschland in seiner ganzen Vielfalt in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt hat", betonte er. Aber er wisse auch, so Steinmeier weiter, dass das Vertrauen der Juden in die deutsche Gesellschaft "brüchig geworden ist". Antisemitische Angriffe nähmen zu. Alle müssten verhindern, dass die Atmosphäre weiter vergiftet werde und diesem Hass widersprechen, forderte Steinmeier, "vor allem diejenigen unter uns, die nicht Ziel dieses Hasses sind".
Der Zentralrat der Juden in Deutschland sollte nach seiner Gründung zunächst nur eine Interessenvertretung während einer Übergangszeit bis zur endgültigen Ausreise sein. Zu den Überlebenden kamen die Rückkehrer aus dem Exil und Juden aus Osteuropa. In den Nachkriegsjahren blieb die Zahl der jüdischen Gemeinden in der Bundesrepublik relativ konstant. Etwa 26.000 Gemeindemitglieder bildeten rund 50 Gemeinden. In der DDR lebten nach offiziellen Angaben rund 500 Juden in fünf Gemeinden, die 1990 in den Zentralrat aufgenommen wurden.
Seit den 90er Jahren sind die Gemeinden durch Zuwanderung aus der ehemaligen Sowjetunion stark gewachsen. Die Verwaltung des Zentralrats befindet sich seit 1999 in Berlin. Derzeit gehören ihm 105 jüdische Gemeinden mit rund 100.000 Mitgliedern an.