Genf, Ouagadougou (epd). Nach dem Fund von mindestens 180 Leichen in Massengräbern im Norden von Burkina Faso fordern Menschenrechtler eine Untersuchung. Vorliegende Informationen deuteten darauf hin, dass Sicherheitskräfte des Sahelstaats in die Tötung der Männer rund um die Stadt Djibo verwickelt gewesen seien, erklärte die für die Region zuständige Direktorin von Human Rights Watch (HRW), Corinne Dufka, am Mittwoch in Bamako. Mehr als 20 Bewohner hätten sich in Interviews entsprechend geäußert, die Taten aber nicht selbst beobachtet. Burkina Fasos Justizminister teilte der Organisation mit, bei den Tätern habe es sich womöglich um Islamisten in Armeeuniformen gehandelt.
Der Norden Burkina Fasos wird regelmäßig von islamistischen Gruppen terrorisiert. Die Stadt Djibo wird allerdings von der Armee gehalten. Augenzeugen berichteten laut HRW, zwischen November 2019 und Juni 2020 im Umkreis der Stadt zahlreiche Leichen in Gruppen von drei bis 20 Personen an Straßenrändern, unter Brücken, auf Feldern und verlassenen Gehöften gefunden zu haben. Viele von ihnen seien gefesselt gewesen, hätten Augenbinden getragen und seien durch Kopfschüsse hingerichtet worden.
Bei den Opfern handelt es sich HRW zufolge überwiegend um Angehörige der Fulani-Volksgruppe. Diese wurden in der Vergangenheit von der Armee immer wieder unter dem Verdacht festgenommen, Mitglieder islamistischer Gruppen zu sein. Ähnliches vermuteten die befragten Zeugen, von denen viele die Leichen gefunden hätten, nachdem sie in der Nacht Fahrzeuge und Schüsse gehört hätten. Dufka forderte die Regierung auf, die Leichen exhumieren und von unabhängigen Stellen untersuchen zu lassen.