Frankfurt a.M., Naypyidaw (epd). Nach einem Erdrutsch in einer Jade-Mine in Myanmars nördlichem Bundesstaat Kachin steigen die Opferzahlen. Bis Donnerstagabend wurden mindestens 162 Tote geborgen, wie die Medienorganisation "Kachin News Group" am Freitag berichtete. Unterdessen gingen die Behörden von weit über 200 Todesopfern aus, da Dutzende weitere Personen noch vermisst würden. Ungewöhnlich heftige Regenfälle hatten die Überschwemmungen und Schlammlawinen am Donnerstag ausgelöst.
Die Bergbauregion Hpakant im Kachin-Staat nahe der Grenze zu China ist weltweit bekannt für ihre Jadevorkommen. Immer wieder kommt es dort zu Naturkatastrophen. In den Minen schuften schlecht bezahlte Arbeiter, darunter viele Migranten. Sie hausen unter erbärmlichen Bedingungen an den Berghängen und suchen oft auch auf gut Glück nach Jade.
Menschenrechtler werfen den am Jade-Geschäft beteiligten Firmen sowie der Regierung vor, beim Schutz für die Arbeiter versagt zu haben. "Die Regierung hat die fortgesetzten illegalen und räuberischen Bergbaupraktiken in Hpakant ignoriert, obwohl sie versprochen hatte, den gefährlichen Sektor zu reformieren", erklärte die auf Rohstoffen in Konflikten spezialisierte Organisation "Global Witness". Das Multi-Milliarden-Dollar-Geschäft werde von mächtigen, mit Myanmars Militär verbundenen Firmen, deren Kumpanen und bewaffneten Gruppen dominiert. Allein 2014 betrug demnach der Wert der dort abgebauten Jade bis zu 31 Milliarden US-Dollar.
Der Kachin-Staat ist zugleich eine Konfliktregion: Im Juni 2011 hatte Myanmars Militär einen 17 Jahre alten Waffenstillstand mit den Rebellen der "Kachin-Unabhängigkeitsarmee" gebrochen. Letzteren wird vorgeworfen, ihre Kämpfe ebenfalls mit Geldern aus dem Handel mit Jade zu finanzieren.