Frankfurt a.M., London (epd). Amnesty International sieht die Rechte homosexueller Menschen wegen der Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie zunehmend bedroht. Lesben, Schwule, Bi-, Trans- und Intersexuelle (LSBTI) seien in einem erschreckenden Maß Diskriminierung, Stigma, Anfeindung und Gewalt ausgesetzt, erklärte die Organisation am Freitag in London. Bestehende Ungleichheiten hätten durch monatelange Einschränkungen zugenommen. Manche Regierungen nutzten den Ausnahmezustand, um Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität zu verfolgen. Anderswo seien sie von Hilfeleistungen ausgeschlossen. "Die Pandemie hat in vielfältigerweise offengelegt, dass LSBTI immer noch ausgeschlossen und diskriminiert werden."
Es sei eine gute Gelegenheit daran zu erinnern, wenn am Wochenende Menschen in aller Welt an den Aufstand von Homo- und Transsexuellen am 29. Juni 1969 in New York erinnerten, der als Beginn der Homosexuellenbewegung gilt. "Die zahlreichen virtuellen Feiern sind ein Moment der Hoffnung in schwierigen Zeiten", sagte Amnesty-Expertin Nadia Rahman. "Unzählige LSBTI werden die Zeit in gefährlichen Ausgangssperren verbringen an Orten, wo ihre Sexualität oder Identität nicht akzeptiert wird." Regierungen müssten den Menschen gezielt Unterstützung zukommen lassen, wie ein uneingeschränkter Zugang zu Gesundheitsversorgung, Jobchancen und Sozialversicherung.
Die Menschenrechtsorganisation hat in zahlreichen Ländern eine zunehmende Verfolgung von LSBTI dokumentiert. So seien in Uganda 23 Jugendliche aus einer Notunterkunft für Homosexuelle festgenommen worden, weil sie auf nachlässige Weise eine Verbreitung von Covid-19 hätten verursachen können. Auf den Philippinen wurden demnach LSBTI wegen angeblicher Verstöße gegen die Ausgangssperren öffentlich gedemütigt. In Indien seien Transsexuelle von der staatlichen Corona-Hilfe ausgeschlossen, obwohl sie zu den ärmsten der Gesellschaft gehörten.