Köln (epd). Das UN-Kinderhilfswerk Unicef warnt in der Corona-Krise vor einer Zunahme des Hungers unter Kindern im Bürgerkriegsland Jemen. "Die Zahl der mangelernährten Kinder unter fünf Jahren könnte auf insgesamt 2,4 Millionen ansteigen - das entspricht fast der Hälfte aller Kinder unter fünf Jahren im Land", teilte Unicef am Freitag mit. "Wenn wir dringend benötigte Finanzmittel nicht erhalten, werden die Kinder an den Rand einer Hungersnot gedrängt und viele werden sterben", betonte die Leiterin von Unicef Jemen, Sara Beysolow Nyanti.
Das Hilfswerk braucht nach eigenen Angaben für Kinder im Jemen in diesem Jahr 461 Millionen US-Dollar (411 Millionen Euro), für die Corona-Hilfe weitere 53 Millionen Dollar (47 Millionen Euro). Bislang sei die humanitäre Hilfe nur zu 39 Prozent, die Corona-Nothilfe aber erst zu zehn Prozent finanziert. Bis Jahresende könnten den Angaben zufolge 6.600 Jungen und Mädchen an vermeidbaren Ursachen sterben, weil Medikamente, Ausstattung sowie Personal fehlen und nur noch die Hälfte der Gesundheitseinrichtungen funktionsfähig sind.
Rund 9,58 Millionen Kinder haben zudem keinen ausreichenden Zugang zu sauberem Wasser, sanitären Anlagen oder Hygiene, 7,8 Millionen keinen Zugang zu Bildung. Das Risiko für Kinderarbeit, Kinderehen und Militärrekrutierungen nehme zu, hieß es. Demnach haben die Vereinten Nationen in den vergangenen fünf Jahren 3.467 Kinder gezählt, die von Kampfverbänden rekrutiert wurden, einige waren erst zehn Jahre alt.
Unicef und seine Partner bräuchten ungehinderten Zugang, um Familien und Kinder zu unterstützen, was wegen der Corona-Beschränkungen besonders schwierig sei, heißt es in dem Bericht. Dringend notwendig sei ein Friedensabkommen im Jemen. Allen Konfliktparteien müsse klarwerden, dass es keinen Sieger geben werde und letztendlich nur die Kinder leiden müssten.
Saudi-Arabien führt im Jemen seit 2015 eine Militärkoalition an, die aufseiten der jemenitischen Regierung gegen Huthi-Rebellen kämpft, die wiederum vom Iran unterstützt werden. Im April hatte Saudi-Arabien angesichts der Corona-Pandemie eine Waffenruhe ausgerufen, trotzdem wird über Kämpfe berichtet.