Berlin (epd). Vertreter von knapp 40 Staaten, Europäischer Union und Vereinten Nationen haben am Donnerstag nach Wegen der Unterstützung von Reformen im Sudan gesucht. Sie kamen am Nachmittag zu einer virtuellen Geberkonferenz für das nordostafrikanische Land zusammen. Deutschland gehörte zu den Gastgebern. Der Sudan befindet sich nach dem Sturz des Langzeit-Machthabers Omar al-Baschir im vergangenen Jahr in einer schwierigen Übergangsphase, die von einer schweren Wirtschaftskrise überschattet wird.
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) und der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell erklärten in einem Artikel für die "Frankfurter Rundschau" (Donnerstag) zudem, die Corona-Pandemie gefährde die Errungenschaften der friedlichen Revolution im Sudan. Entscheidend sei, den Reformeifer der Regierung unter Ministerpräsident Abdalla Hamdok aufrecht zu erhalten. Entschiedene internationale politische und finanzielle Unterstützung bleibe dafür unverzichtbar.
Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) kündigte an, Deutschland werde der Regierung in Khartum Hilfen in Höhe von 150 Millionen Euro zusagen. Das wichtigste sei jetzt, die Wirtschaft und besonders die Landwirtschaft zu stärken und die Ärmsten im Land zu unterstützen. Jeder zweite Sudanese lebt nach Angaben Müllers unterhalb der Armutsgrenze.
Im Sudan bildeten Vertreter aus Militär und Zivilgesellschaft im vergangenen Jahr eine Übergangsregierung, in der es allerdings viele Spannungen gibt. Freie und faire Wahlen sind für November 2022 geplant. Menschenrechtler bemängeln, dass das Unrecht der Vergangenheit nicht aufgearbeitet wird. So weigert sich das Militär bislang, Al-Baschir auszuliefern, der vom Internationalen Strafgerichtshof wegen Kriegsverbrechen gesucht wird.