Pfarrer erinnert mit Lesung an Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo

Pfarrer erinnert mit Lesung an Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo

Berlin (epd). Vor der chinesischen Botschaft in Berlin ist mit einer Marathon-Protestlesung an den 2017 in China gestorbenen Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo (1955-2017) erinnert worden. Die am Sonntag um sechs Uhr morgens gestartete zwölfstündige Lesung aus Texten und Briefen des Schriftstellers und Menschenrechtlers hatte der evangelische Pfarrer Roland Kühne aus Kempen bei Düsseldorf organisiert. Mit der Aktion sollte daran erinnert werden, dass Liu Xiaobo an dem Tag nach zwölf Jahren Haft aus dem Gefängnis entlassen worden wäre.

Liu Xiaobo war Literaturprofessor in Peking und Präsident des chinesischen PEN-Clubs unabhängiger Schriftsteller. 2008 wurde der Bürgerrechtler festgenommen und 2009 zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt. 2010 wurde er mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, den er jedoch nicht selbst entgegennehmen konnte.

Ziel der Protestaktion vor der chinesischen Botschaft war nach Angaben Kühnes auch, an mehrere derzeit in China inhaftierte Schriftsteller und Dissidenten sowie drei Journalisten zu erinnern, die seit Ausbruch der Coronavirus-Pandemie in Wuhan verschwunden sind.

Kühne, der seit 2010 Schülerdemos für Menschenrechte in Berlin organisiert, hatte angekündigt, nicht alleine zu lesen, sondern dabei auch Unterstützung von "Chinesen aus aller Welt" zu erhalten. In zwei Zoom-Konferenzen sollten sich Menschen unter anderem aus Hongkong und den USA zuschalten. Liu Xiaobos "Stimme der Demokratie und Menschlichkeit" dürfe nicht "unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit verstummen", betonte der Pfarrer.