Rom (epd). Einen Tag nach der Rettung von 67 Bootsflüchtlingen durch die "Mare Jonio" südwestlich der Insel Lampedusa haben die italienischen Behörden dem Schiff am Samstag den Hafen der sizilianischen Stadt Pozzallo zugewiesen. Das teilte die italienische Hilfsorganisation "Mediterranea Saving Humans", die die "Mare Jonio" betreibt, auf Twitter mit.
"Jeder Tag, an dem ein Schiff der Zivilgesellschaft in einem Hafen blockiert sein sollte, wäre ein Tag, an dem der Verlust von Menschenleben droht", fügte die Organisation hinzu. Die italienischen Behörden hinderten immer wieder private Seenotrettungsschiffe unter Verweis auf Sicherheitsmängel am Auslaufen oder ließen die von ihnen Geretteten wegen der Corona-Epidemie erst nach zweiwöchiger Quarantäne an Land gehen.
Die "Mare Jonio" hatte die Bootsflüchtlinge am Vortag südwestlich der italienischen Insel Lampedusa aufgenommen. Nach Angaben von "Mediterranea Saving Humans" war deren Holzboot in der maltesischen Rettungszone in Seenot geraten.
Ein Suchflugzeug der deutschen Hilfsorganisation Sea-Watch hatte das Boot zwei Tage zuvor entdeckt. "Mediterranea Saving Humans" warf der EU-Grenzschutzagentur Frontex und der EU-Mission Eunavformed Irini vor, von Suchflugzeugen aus die Lage vor Ort verfolgt zu haben, ohne den in Seenot geratenen Menschen zu helfen.
Sea-Watch beklagte unterdessen, die italienischen Behörden verweigerten den 211 Flüchtlingen auf der "Sea-Watch 3" weiter die Zuweisung eines sicheren Hafens. Die Flüchtlinge waren bei drei Rettungsaktionen in den vergangenen Tagen an Bord genommen worden.