Berlin (epd). Angesichts der Corona-Pandemie hat Außenminister Heiko Maas (SPD) einen verstärkten Schutz von Flüchtlingen gefordert. Am Weltflüchtlingstag (20. Juni) erklärte er in Berlin, gerade jetzt in der Corona-Krise seien Schutz und Versorgung von Flüchtlingen eine Notwendigkeit, die oft über Leben und Tod entscheide. "Gemeinsam mit unseren Partnern arbeiten wir daran, eine Ausbreitung des Virus unter Flüchtlingen, die oft unter besonders beengten Verhältnissen leben, zu verhindern." Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, forderte die Menschen in Deutschland zu Solidarität mit Flüchtlingen auf.
Maas sagte, die Zahl der Menschen, die vor Krieg, Konflikt und Verfolgung fliehen mussten, sei im vergangenen Jahr erneut gestiegen. 79,5 Millionen Männer, Frauen und Kinder hätten ihre Heimat verlassen. Das entspreche etwa der Einwohnerzahl Deutschlands, "ein sehr trauriger neuer Rekordwert". Maas wies darauf hin, dass weniger als zehn Prozent der Flüchtlinge in Europa lebten. Die große Mehrheit finde Zuflucht in ihren Nachbarländern, die häufig selbst unter Krisen und Armut litten.
"Menschen, die weltweit von Flucht und Vertreibung betroffen sind, müssen ein Leben in Würde führen können", forderte Maas. "Und sie müssen die Möglichkeit bekommen, ihr Potenzial zu entfalten und einen positiven Beitrag in ihren Aufnahmegemeinde zu leisten. Dafür setzen wir uns weltweit ein."
Die Grünen-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, appellierte an die Bundesregierung, die Familienzusammenführung Geflüchteter zu erleichtern. "Familien gehören zusammen. Die Bundesregierung muss endlich unbürokratisch Familienvisa ausstellen", sagte sie der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag). Durch die Einschränkungen der Corona-Pandemie werde die Situation für getrennte Familien oft noch verschärft. "Wenn Jugendliche volljährig werden, solange die Visa-Stellen an den deutschen Auslandsvertretungen noch geschlossen sind, können sie für immer das Recht verlieren, mit ihren Familien zusammenzuleben", erläuterte Göring-Eckardt.
Der EKD-Ratsvorsitzende Bedford-Strohm rief zur Unterstützung für Menschen auf der Flucht auf. "Verschließt euer Herz nicht. Und helft", sagte Bedford-Strohm in einem am Samstag veröffentlichen Facebook-Video. "Indem ihr Menschen, die hier Zuflucht suchen, begleitet. Indem ihr euch politisch für mehr Solidarität mit Geflüchteten einsetzt. Indem ihr mit eurem Geld dazu beitragt, dass Menschen in Würde leben können, wo immer sie sind. Indem ihr für sie betet."
Die Präsidentin von "Brot für die Welt", Cornelia Füllkrug-Weitzel, forderte eine neue EU-Flüchtlingspolitik. Sie erwarte, dass die Bundesregierung die EU-Ratspräsidentschaft nutze, um "ganz entschiedene Schritte" dafür einzuleiten, sagte die Theologin, die künftig als Vorstandsvorsitzende das Evangelische Werk für Diakonie und Entwicklung leiten wird, am Samstag im Berliner RBB-Inforadio. Faire Asylverfahren und eine gerechte Verteilung von Flüchtlingen müssten europaweit durchgesetzt werden. Deutschland übernimmt die Ratspräsidentschaft am 1. Juli.
epd fu