Den Haag (epd). Der sudanesische Milizenführer Ali Kushayb, dem Kriegsverbrechen in der Krisenregion Darfur vorgeworfen werden, hat sich der Justiz gestellt. Der Internationale Strafgerichtshof teilte am Dienstag in Den Haag mit, der mutmaßliche Anführer der berüchtigten Dschandschawid-Milizen befinde sich bereits in Haft. Kushayb stellte sich demnach in der Zentralafrikanischen Republik und wird in den kommenden Tagen einem Haftrichter des Strafgerichtshofs vorgeführt.
Kushayb wird für fünfzig Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Darfur verantwortlich gemacht, darunter Mord, Vertreibung, Vergewaltigung und Plünderung. Der Anklage zufolge führte der etwa 63-Jährige zwischen 2003 und 2004 das Kommando über Tausende Kämpfer der Dschandschawid, einer vom damaligen sudanesischen Regime unterstützten Miliz. Kashuyab soll bei Angriffen auf mehrere Dörfer selbst teilgenommen haben. Der Strafgerichtshof hatte 2007 einen Haftbefehl gegen Kushayb ausgestellt.
Im Darfur-Konflikt wurden zwischen 2003 und 2008 Schätzungen zufolge 300.000 Menschen getötet. Der damalige sudanesische Präsident Omar al-Baschir, den das Militär im vergangenen Jahr auf öffentlichen Druck hin gestürzt hatte, ist deshalb vor dem Internationalen Strafgerichtshof wegen Völkermords angeklagt. Al-Baschir befindet sich derzeit in einem Gefängnis in der sudanesischen Hauptstadt Khartum, wurde von der neuen Regierung jedoch noch nicht nach Den Haag überstellt.
Der Strafgerichtshof wurde 2002 eröffnet und verfolgt Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Kriegsverbrechen und das Verbrechen der Aggression. Der UN-Sicherheitsrat hatte das Gericht 2005 mit Ermittlungen wegen des Völkermords in Darfur beauftragt. Fünf Haftbefehle gegen hochrangige sudanesische Militärs und Politiker stehen noch aus.