Berlin, São Paulo (epd). Inmitten der Corona-Pandemie hat Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro mit dem Austritt seines Landes aus der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gedroht. Wenn die WHO nicht aufhöre, parteiisch und ideologisch voreingenommen zu agieren, werde Brasilien die Organisation verlassen, erklärte Bolsonaro am Freitagabend (Ortszeit) einem Bericht der Tageszeitung "Folha de São Paulo" zufolge. Brasilien brauche niemanden von draußen, der seine Meinung über die Gesundheit im Land äußere.
Brasilien ist nach den USA das weltweit am stärksten von der Corona-Pandemie betroffene Land. Mehr als 34.000 Menschen sind offiziellen Angaben bereits an den Folgen einer Virus-Infektion gestorben. Überproportional betroffen sind die Metropolen São Paulo und Rio de Janeiro sowie die Amazonas-Region.
Wenn die WHO nicht die notwendigen Reformen unternehme, "beenden wir unsere Zusammenarbeit", sagte Bolsonaro. Er bezog ich dabei auf die USA. Ende Mai hatte US-Präsident Donald Trump die Zusammenarbeit mit der WHO für beendet erklärt. Er hielt der Organisation vor, eine "Marionette" Chinas zu sein und machte sie für die Ausbreitung des Coronavirus mitverantwortlich. Die USA sind einer der größten Geldgeber der WHO.
Bolsonaro steht wegen seiner kontinuierlichen Verharmlosung der Covid-19-Pandemie national und international stark in der Kritik. Der rechtsextreme Präsident hatte sich gegen die von den Gouverneuren der Bundesstaaten verhängten Ausgangssperren ausgesprochen und seine Anhänger aufgerufen, sich den Maßnahmen zu widersetzen.
Nach Berechnungen der Zeitung "Folha de São Paulo" stirbt in Brasilien pro Minute ein Mensch an den Folgen des Coronavirus. Nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität sind rund 615.000 Menschen infiziert. Allerdings liegt die tatsächliche Zahl der Infizierten weitaus höher, da Brasilien weltweit zu den Ländern mit den geringsten Testkapazitäten gehört.