Berlin (epd). Die Diakonie ist anders als andere Sozialverbände zufrieden mit dem im Konjunkturpaket vereinbarten Kinderbonus. Er sei "ein besonders wichtiges und längst überfälliges sozial- und familienpolitisches Signal", sagte Präsident Ulrich Lilie im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Allerdings sei ein stärkerer Fokus auf die Familien mit den geringsten Einkommen wünschenswert, ergänzte Lilie: "Denn wer es ohnehin schwer hat im Leben, darf durch die Corona-Krise nicht noch weiter benachteiligt werden."
Der Vorschlag des evangelischen Wohlfahrtverbandes sei es daher gewesen, die Auszahlung auf Familien zu fokussieren, die Leistungen nach dem Wohngeldgesetz, den Kinderzuschlag oder Grundsicherungsleistungen erhalten. "Dies wäre auch konjunkturpolitisch sinnvoller, weil einkommensschwache Haushalte das Geld ausgeben und nicht auf die hohe Kante legen", erklärte Lilie.
Das Paket der Koalition sieht einen Bonus von 300 Euro pro Kind vor, der mit dem Kinderfreibetrag verrechnet, aber nicht auf die Grundsicherung angerechnet wird. Das soll dafür sorgen, dass vor allem Normal- und Geringverdiener davon profitieren, Gutverdiener aber nicht.
Lilie bekräftigte, er halte das Konjunkturpaket für sozial ausgewogen. "Vor allem zeigt es, dass die deutsche Politik und Gesellschaft auch in der Krise handlungsfähig und zu kraftvollen Antworten fähig ist", sagte er.
Kritik äußerte er an ausgewählten Punkten, die nach seiner Auffassung zielgenauer sein müssten. Der Beschluss, den steuerlichen Entlastungsbetrag für Alleinerziehende von derzeit 1.908 Euro auf 4.000 Euro anzuheben, greife zum Beispiel zu kurz, sagte Lilie: "Denn wer kein oder nur ein sehr geringes Einkommen hat, profitiert davon nicht." Dafür gebe es bessere Instrumente, beispielsweise mehr direkte finanzielle Hilfen gerade für Alleinerziehende.