Berlin (epd). Jüdische Bundeswehrsoldaten bekommen künftig eigene Seelsorger. Der Bundestag verabschiedete am Donnerstag einstimmig ein Gesetz, das die Grundlage für ein Militärrabbinat legt. Erstmals nach mehr als 100 Jahren gibt es damit wieder eine jüdische Militärseelsorge. Bislang regelten Staatsverträge allein die Seelsorge durch evangelische und katholische Geistliche.
Nach Angaben von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) soll das Militärrabbinat noch in diesem Jahr eingerichtet werden. Mehrere Redner bezeichneten den Staatsvertrag als historischen Moment.
Der Vertrag sieht zunächst zehn Militärrabbiner vor. Bei Bedarf kann die Zahl aufgestockt werden. Evangelische Militärpfarrer sind derzeit gut 100 im Einsatz. Die Zahl katholischer Militärgeistlicher liegt bei rund 80. Militärseelsorger begleiten Soldaten im In- und Ausland und wirken am sogenannten lebenskundlichen Unterricht mit.
Kramp-Karrenbauer und der Zentralrat der Juden hatten im Dezember den Staatsvertrag unterzeichnet, der noch eine gesetzliche Grundlage brauchte. Der Gesetzentwurf sieht 48 Dienstposten für das Militärrabbinat vor und beziffert die jährlichen Kosten auf rund 4,67 Millionen Euro.
Kramp-Karrenbauer strebt auch eine muslimische Militärseelsorge an. Da die Islam-Verbände anders als die Kirchen und der Zentralrat der Juden bislang nicht die Voraussetzungen für Körperschaften öffentlichen Rechts erfüllen, gestalten sich die Verhandlungen darüber als schwieriger. Redner von SPD, Grünen und Linken forderten am Donnerstag, dort voranzukommen. Die AfD lehnte muslimische Militärseelsorger ab.
Die Zahl jüdischer Soldaten wird nach Ministeriumsangaben auf 300 geschätzt, die muslimischer Militärangehöriger auf 3.000. Es handelt sich um Schätzungen, weil die Angabe der Religionszugehörigkeit freiwillig ist. Die Zahl evangelischer Soldaten liegt demnach bei rund 53.000, die der katholischen bei etwa 41.000.