München, Hannover (epd). In einem digitalen Gospel-Gottesdienst hat der Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche, Heinrich Bedford-Strohm, für mutige Veränderungen in Kirche und Gesellschaft geworben. "Ich gebe mich nicht zufrieden mit der Welt wie sie ist", sagte Bedford-Strohm in seiner aus der Münchner St. Lukaskirche per Zoom übertragenen Predigt. "Glaube ist nichts rein Jenseitiges! Die Liebe, die Jesus als Zusammenfassung aller Gebote Gottes gesehen und selbst ausgestrahlt hat, ist jetzt schon in unserem Leben relevant."
Der bayerische Landesbischof nannte die Überwindung des Hungers in der Welt als eine der dringlichsten Aufgaben. Die Bitte "Unser täglich Brot gib uns heute" aus dem Gebet "Vater Unser" rufe zur Dankbarkeit auf. Als skandalös kritisierte es Bedford-Strohm zugleich, "dass jeden Tag 8.500 Kinder unter fünf Jahren sterben, weil sie kein täglich Brot bekommen, obwohl genügend Nahrungsmittel für alle auf dieser Welt vorhanden sind." Somit würden täglich weltweit mehr Kinder unter fünf Jahren an Hunger sterben, als Deutschland während der gesamten Pandemie bislang an Corona-Toten zu beklagen habe.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) richtete seinen Blick auch auf notwendige Veränderungen in der Kirche. Die Vorbereitung des Zoom-Gottesdienstes habe vieles von dem gezeigt, was er sich für die Zukunft der Kirche wünsche: "Dass wir das Priestertum aller Gläubigen ernstnehmen, das insbesondere für die evangelische Tradition so wichtig ist." So sei die Initiative für den Gottesdienst aus den Zoom-Proben des Gospelchors St. Lukas entstanden und habe schnell Begeisterung geweckt und immer mehr Menschen einbezogen.
"Die Konfession spielt bei diesem Gottesdienst keine Rolle. Das ist die Zukunft. Die Zukunft der Kirche wird eine ökumenische sein", so Bedford-Strohm. Zudem hätten viele Menschen den Gottesdienst mitgeplant, die sich von den traditionellen Formen nur bedingt angezogen fühlten. "Genau da wollen wir hin", sagte er. Die Kirche müsse ihre "Mauern öffnen, viel frische Luft und - mehr noch - frischen Wind hereinlassen, alle willkommen heißen, einladende Kirche sein und damit ausstrahlen, wovon wir sprechen", sagte der EKD-Ratsvorsitzende.