Berlin (epd). Die jüdische Seelsorge in der Bundeswehr soll noch in diesem Jahr starten. Im Laufe des Jahres sollen ein Militärrabbinat in Berlin eingerichtet und die ersten Rabbiner eingestellt werden, wie Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) am Freitag im Bundestag sagte. Das Parlament debattierte in erster Lesung über das Gesetz für die jüdische Militärseelsorge.
Kramp-Karrenbauer und der Zentralrat der Juden hatten im Dezember einen Staatsvertrag unterzeichnet, der nach rund 100 Jahren den Einsatz jüdischer Geistlicher in der Bundeswehr wieder möglich machen soll. Für die Umsetzung muss der Bundestag ein Gesetz verabschieden, das nach der ersten Debatte am Freitag nun zunächst im Ausschuss beraten und dann zur Abstimmung gestellt wird. Redner aller anderen Fraktionen signalisierten bereits ihre Zustimmung.
Militärseelsorger begleiten Soldaten im In- und Ausland und wirken am sogenannten lebenskundlichen Unterricht mit. Seit Jahrzehnten gibt es evangelische und katholische Militärpfarrer in der Bundeswehr auf Grundlage entsprechender Verträge mit den Kirchen.
Weil die Zahl christlicher Soldaten abnimmt und zugleich die Religionszugehörigkeiten pluraler werden, sollen die Pfarrer künftig nicht die einzigen Geistlichen in der Armee sein. Kramp-Karrenbauer unterstrich auch ihre Absicht, eine muslimische Seelsorge einzurichten. Zudem nehme auch die Zahl orthodoxer Soldaten zu, sagte sie.
Die Einrichtung einer jüdischer Militärseelsorge bezeichnete Kramp-Karrenbauer als "historischen Schritt". Sie nannte es zugleich ein Zeichen gegen Rechtsradikalismus und Antisemitismus in der Bundeswehr. Der Gesetzentwurf sieht 48 Dienstposten für das Militärrabbinat vor und beziffert die jährlichen Kosten auf rund 4,67 Millionen Euro.