Theologe Kossen will Fleischlabel für faire Arbeitsbedingungen

Theologe Kossen will Fleischlabel für faire Arbeitsbedingungen
15.05.2020
epd
epd-Gespräch: Martina Schwager

Lengerich (epd). Der katholische Pfarrer Peter Kossen hat ein Label für faire Arbeitsbedingungen und Entlohnung in der Fleischindustrie vorgeschlagen. Damit könnten die Verbraucher ein angemessenes Verhalten von Unternehmern unterstützen und die in der Branche bislang übliche Ausbeutung von Leih- oder Werkvertragsarbeitern boykottieren, sagte Kossen dem Evangelischen Pressedienst (epd). Immer wieder versicherten ihm Menschen, dass sie gerne bereit wären, einen Euro mehr zu bezahlen, wenn die überwiegend aus Osteuropa stammenden Arbeiter anständig behandelt würden. Aber bislang sei nicht erkennbar, wo und unter welchen Bedingungen das Fleisch verarbeitet worden sei.

Kossen stammt aus Vechta und ist inzwischen im nordrhein-westfälischen Lengerich in der Nähe von Osnabrück tätig. Der Priester des Bistums Münster hatte sich schon während seiner Tätigkeit im Offizialatsbezirk Vechta für die Rechte osteuropäischer Arbeiter in der Fleischindustrie starkgemacht und Missstände angeprangert.

Kossen sagte, die Corona-Krise lenke jetzt das Licht der Öffentlichkeit auf die menschenunwürdigen Lebens- und Arbeitsbedingungen der Arbeitsmigranten. Er hoffe, dass dadurch endlich auch die Politik reagiere, die verbotenen Praktiken des Lohndumpings und der Massenunterbringung zu Wuchermieten beende und Leiharbeit in den Betrieben insgesamt begrenze. Der Pfarrer hat den Verein "Aktion Würde und Gerechtigkeit" gegründet, der Arbeitsmigranten bei der Durchsetzung von Arbeitnehmerrechten unterstützt.

In mehreren Großschlachtereien in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und weiteren Bundesländern waren in den vergangenen Tagen zum Teil mehr als 100 Fälle von Corona-Infektionen festgestellt worden. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) forderte, diejenigen Unternehmen, die gute Arbeitsbedingungen bieten, müssten unterstützt werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kündigte Konsequenzen angesichts der "erheblichen Mängel" bei der Unterbringung der Arbeiter an. Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will am Montag ein Konzept dazu vorlegen.

Kossen sagte, ein Label könnte etwa von den Gewerkschaften oder staatlichen Institutionen getragen werden. Es müsse garantieren, dass der damit ausgezeichnete Betrieb sich etwa zur Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, zur Auszahlung des Mindestlohns und zur Einhaltung von Ruhe- und Höchstarbeitszeiten verpflichte.