Berlin (epd). Die Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin, Barbara John, hat Versuche beklagt, in der Corona-Krise die Interessen jüngerer Menschen gegen die Interessen Älterer auszuspielen. "Das größte Glück für die größte Gruppe - das ist eine falsche Einstellung, mit der müssen wir aufräumen", sagte die 82-Jährige dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Dienstag).
Dieser "Utilitarismus", Menschen einfach zurückzulassen, wenn sie nicht mehr gebraucht würden und sie vermeintlich bloß noch Kosten verursachten, sei nicht akzeptabel. "Das kann so nicht bleiben. Das ist, als würden wir gerade anfangen, Homo sapiens zu sein."
John sagte, sie halte sich an die Corona-Regeln, doch sie fixiere sich nicht auf das Risiko. "Ich mache aus Menschen keine Virus-Gefahr." Zuletzt waren Forderungen laut geworden, ältere Menschen stärker zu separieren oder ihren Tod als lediglich vorgezogen anzusehen, damit der Rest der Gesellschaft ein weitgehend normales Leben führen könne.
Die CDU-Politikerin John war bis 2003 Ausländerbeauftragte des Berliner Senats. Sie engagiert sich gegen Rassismus und war ab 2011 Ombudsfrau für die Opfer der rechtsextremen Terrorgruppe "Nationalsozialistischer Untergrund".