Stuttgart (epd). Ein Bündnis aus regionalen und bundesweit tätigen Organisationen dringt auf eine gesetzliche Regelung für den Umgang mit nicht-invasiven Pränataltests. Anlass ist der Entwurf einer Versicherteninformation zu den voraussichtlich ab Herbst von den Krankenkassen bezahlten Bluttests auf Trisomien, wie die Diakonie Württemberg am Montag in Stuttgart mitteilte.
Der vorgelegte Entwurf des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) informiere "nicht umfassend und auch nicht ergebnisoffen über diese Tests und deren mögliche Folgen", kritisierte Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks. Die Organisationen, zu denen die Diakonie in Württemberg und die Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie gehören, wollen, dass der Entwurf "unter Beteiligung von Menschen mit Behinderung und ihren Familien und Verbänden umfassend überarbeitet" wird.
Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hatte im vergangenen September entschieden, dass Krankenkassen die Kosten für den nichtinvasiven Pränataltest NIPT auf die Trisomien 13, 18 und 21 übernehmen sollen. Grundlage dafür soll eine Versicherteninformation sein, über die nach ursprünglichem Zeitplan Ende dieses Jahres entschieden werden soll. Das IQWiG hatte im März einen Entwurf veröffentlicht, zu dem bis Ende Mai Stellungnahmen abgegeben werden können. Diese Frist wurde um fast zwei Monate verlängert, nachdem nach Angaben des Instituts im März parallel zur Corona-Krise wenig Stellungnahmen eingereicht wurden.
Die insgesamt 40 Organisationen fordern, dass der Deutsche Bundestag und nicht nur der G-BA Entscheidungen über die Anwendung vorgeburtlicher Untersuchungen trifft. Die Solidargemeinschaft zahle "für Tests, die keinen medizinischen Nutzen haben", sagte Kaufmann. Umso wichtiger sei eine qualifizierte Aufklärung und Beratung darüber, auch im Blick auf künftige ähnliche Tests.
Der Test könne nichts heilen, sondern nur feststellen, dass das werdende Kind wahrscheinlich das Down-Syndrom habe. Die einzige Handlungsoption der werdenden Eltern sei dann die Entscheidung für oder gegen einen Schwangerschaftsabbruch, erklärte Claudia Heinkel, Pränataldiagnostik-Expertin der Diakonie Württemberg, das Dilemma.
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