Wallfahrtssaison in Kevelaer eröffnet

Wallfahrtssaison in Kevelaer eröffnet
Bischof Bätzing: Corona als «Plage der Menschheit»
Normalerweise rund 1.000 Gläubige, wegen Corona nicht mehr als 150: Mit einem Gottesdienst hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz die Wallfahrtssaison in Kevelaer eröffnet. In seiner Predigt äußerte er sich auch zur Sterbehilfe.

Kevelaer (epd). Im niederrheinischen Marien-Ort Kevelaer hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, am Freitag die diesjährige Wallfahrtssaison eröffnet. In seiner Predigt bei der Eucharistiefeier in der Basilika bezeichnete der Limburger Bischof das Coronavirus als eine "Plage der Menschheit". Gleichzeitig kritisierte Bätzing das vom Bundesverfassungsgericht gekippte Verbot der organisierten Sterbehilfe zum Suizid und plädierte dafür, Sterbenden mit palliativer Sorge auf dem letzten Lebensabschnitt zu helfen. Die Eröffnung der Wallfahrtssaison erfolgte unter Berücksichtigung der Abstands- und Hygieneregeln.

Der Limburger Bischof lobte "die kleinen Gesten, die einfachen Zeichen von Licht, Palmzweig, Kreuz, Marienbild, Rosenkranz, geistlichen Liedern und Gesängen", die in den christlichen Familien in dieser Zeit eingeschränkter Sozialkontakte wiederentdeckt worden seien und tragende Bedeutung bekommen hätten. "Wieder neu erleben wir eine Stunde echter Volksfrömmigkeit, die in kreativer Weise Zeichen entwickelt, um dem Erlebten und Erlittenen Sinn und Bedeutung zuzuweisen", sagte Bätzing.

Das Motto der diesjährigen Wallfahrtssaison in Kevelaer lautet "Ich bin da, wo du bist". Bischof Bätzing öffnete die große, zweiflügelige Pilgerpforte der Kevelaerer Marienbasilika mit drei symbolischen Hammerschlägen und den auf Deutsch, Lateinisch und Niederländisch gesprochenen Worten "Öffnet die Tore eures Herzens Christus, dem Erlöser".

Statt wie üblich rund 1.000 Gläubige konnten nur 150 Personen an der Eucharistiefeier in der Basilika teilnehmen. Die Eröffnung der traditionsreichen Wallfahrt in der niederrheinischen Stadt war nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz "wohl eine, wenn nicht gar die erste große Messe in Deutschland mit über 100 Teilnehmern in der Corona-Krise". "Mein Herz bebt in dieser Stunde etwas", sagte Bätzing. Er dankte allen, die sich entschieden hätten, den Gottesdienst im Internet zu verfolgen. Unter Verweis auf das aus dem 17. Jahrhundert stammende Andachtsbild der gekrönten Maria, die als "Trösterin der Betrübten" verehrt wird, erklärte er, das Gnadenbild von Kevelaer gewinne in diesen Coronazeiten neu an Bedeutung.

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz ging in seiner Predigt auch auf das Sterbehilfe-Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom Februar ein. Bätzing plädierte dafür, den Sterbenden alle nötige Hilfe an schmerzlindernder Medizin und stärkender menschlicher Begleitung und Seelsorge zukommen zu lassen. Das sei und bleibe die christliche Antwort "auch auf den manchmal aus Verzweiflung geäußerten Wunsch, langes und unerträgliches Leiden beenden zu wollen".

Die Wallfahrtszeit endet am 1. November. In den vergangenen Jahren kamen jährlich über 800.000 Menschen als Pilger nach Kevelaer, um zum Gnadenbild der "Trösterin der Betrübten" zu beten. Zu keinem anderen Wallfahrtsort in Deutschland pilgern mehr Gläubige. Kevelaer ist nach Berichten über Marienerscheinungen im 17. Jahrhundert Wallfahrtsort geworden.