Osnabrück (epd). Der Afghanische Frauenverein ruft angesichts der sich ausbreitenden Corona-Pandemie in Afghanistan dringend zu Spenden auf. Die Lage in dem Land spitze sich immer mehr zu, sagte die Vorsitzende des Vereins, Nadia Nashir, am Donnerstag in Osnabrück. Die Zahl der Infektionen und Toten steige weiter an. Die ohnehin große Armut in dem Land werde durch die Corona-Krise noch verschärft, weil viele Menschen wegen der auch in Afghanistan geltenden Kontaktbeschränkungen und Ausgangssperren nicht arbeiten dürften. "Bitte unterstützen Sie uns. Afghanistan braucht Ihre Hilfe."
Die Weltgesundheitsorganisation meldete für Afghanistan zuletzt 1.827 registrierte Corona-Infizierte und 60 Menschen, die nachweislich an Covid-19 gestorben sind.
Die Lebensmittelpreise seien stark gestiegen, berichtete Nashir. "Viele Menschen verhungern, weil sie sich keine Lebensmittel leisten können. Überall sieht man Bettlerinnen, die aus Scham die Burka tragen, damit sie nicht von Verwandten erkannt werden. Kinder ernähren sich von Straßenmüll." Das Gesundheitssystem sei schwach. Die Menschen hätten kaum Schutzmasken und Desinfektionsmittel, die Krankenhäuser kaum Kapazitäten, Kranke zu behandeln. "Uns erreichen täglich Hilferufe aus den Provinzen Kunduz, Ghazni und Kabul, wo wir unsere Projekte haben."
Tausende Afghanen kommen ihren Angaben zufolge über die Grenze aus dem Iran, wo das Corona-Virus weit verbreitet sei. "Sie können nicht getestet und nicht behandelt werden." Der Afghanische Frauenverein habe bereits 200 mittellose Menschen mit Lebensmitteln versorgt. In Gesundheitszentren in abgelegenen Dörfern verteilten Mitarbeitende kostenlos Seife und Medikamente. In Schulen erhielten die Schülerinnen Hygiene-Artikel. Lehrerteams klärten sie über das Corona-Virus auf.