Umweltschützer: Wälder brauchen dringend Hilfe

Umweltschützer: Wälder brauchen dringend Hilfe
Seit Wochen kein Regen in Deutschland - für die Wälder purer Stress. Umweltschützer nehmen den Tag des Baumes am 25. April zum Anlass, die Bundesregierung zum Handeln aufzufordern. Denn die Wälder könnten widerstandsfähiger gemacht werden.

Berlin (epd). Dürre, intensive Forstwirtschaft und Stickstoffeinträge durch Verkehr, Landwirtschaft und Industrie - der deutsche Wald ist im Dauerstress, sagt der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Dessen Vorsitzender Olaf Bandt rief am Donnerstag die Bundesregierung zum Handeln auf: "Den Bäumen in den Wäldern Deutschlands geht es so schlecht wie seit Jahrzehnten nicht."

Überfällig sei die wirksame Verringerung der Luftschadstoffe sowie ein Waldumbau weg von "anfälligen Nadelforsten hin zu vielfältigen Laubwäldern". Außerdem müsse das Bundesjagdgesetz so umgeschrieben werden, dass junge Waldbäume geschützt aufwachsen können und "nicht gleich wieder gefressen werden", sagte Bandt bei einer Videopressekonferenz in Berlin. Dies gehe etwa durch eine effizientere Jagd und Reduzierung der Wildbestände.

Bandt untermauerte seine Kritik am Waldzustand mit Zahlen der Bundesregierung: "Seit Beginn der Erhebungen des Waldzustandes im Jahr 1984 war der durchschnittliche Kronenzustand unserer Waldbäume noch nie so schlecht wie 2019." Demnach sind vier von fünf Bäumen (78 Prozent) bereits geschädigt. Bei mehr als einem Drittel (36 Prozent) seien die Kronen sogar deutlich aufgelichtet. Die Zahl abgestorbener Bäume habe sich im Vergleich zu den Vorjahren verdoppelt, so Bandt.

Die Umweltschutzorganisation WWF kritisierte am Donnerstag mit Blick auf die Dürre eine weit verbreitete "Entwässerungsmentalität" in der Landwirtschaft. Diese ziele darauf ab, jeden Wasserüberschuss umgehend aus der Landschaft abfließen zu lassen. Sinnvoll sei stattdessen ein Rückbau von Entwässerungsgräben in Wäldern und ein besserer Moorschutz. Wasserknappheit werde durch die Erderhitzung auch in Deutschland zu einem Dauerproblem, sagte WWF-Naturschutzvorstand Christoph Heinrich in Berlin. Bislang sei die Landschaft aber durchzogen mit Drainagerohren und Entwässerungsgräben, die die Böden weiter austrocknen.

An die Wasserbehörden der Bundesländer und an die Wasser- und Bodenverbände appellierte er, neue Konzepte zum Rückhalt von Wasser in der Landschaft zu entwerfen. "Es muss vor allem schnell gelingen, die sensiblen Niedermoorböden dauerhaft feucht zu halten." Diese speicherten große Kohlenstoffmengen und würden somit wesentlich zum Klimaschutz beitragen.

Bandt unterstrich: "Wir brauchen einen effektiven Waldschutz durch effektiven Klimaschutz." Dies bedeute: absolute Energieeinsparung, schneller Ausstieg aus fossilen Energien und eine schnellstmögliche Umstellung auf 100 Prozent erneuerbare Energien. Im Verkehrssektor kämen weiterhin zwei Drittel der Stickstoffdioxid- Emissionen von Diesel-Pkw. Deshalb müssten der Autoverkehr verringert und die bestehenden Regeln zur Abgasreinigung eingehalten und zukünftig verschärft werden. Der aktuelle Einbruch beim Ölpreis gebe der Bundesregierung die einmalige Möglichkeit, steuerpolitische Fehler in der Verkehrspolitik der vergangenen Jahre zu beheben, so der BUND-Vorsitzende.