Berlin (epd). Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) plädiert für die Aufnahme von deutlich mehr Menschen aus dem Flüchtlingslager Moria auf Lesbos als von der Bundesregierung bislang geplant. "Die Aufnahme von 50 unbegleiteten Minderjährigen wird die Situation vor Ort kaum entspannen können. Die humanitäre Notlage auf den griechischen Inseln hält weiter an", betonte Geisel am Dienstag in einem Brief an Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU). Geisel bot erneut an, dass allein Berlin mindestens 70 Kinder aufnehmen könne.
Noch in dieser Woche sollen 50 minderjährige Geflüchtete aus Griechenland nach Deutschland ausreisen können. Das hatte die Bundesregierung in der vergangenen Woche beschlossen. Nach Medienberichten verzögert sich das Ausfliegen aber bis Samstag. Die Kinder und Jugendlichen sollen nach ihrer Ankunft zunächst in eine zweiwöchige Quarantäne kommen, bevor eine Verteilung in verschiedene Bundesländer erfolgt.
"So sehr die Europäische Union und die Bundesrepublik Deutschland gegenwärtig auch mit der Bewältigung der Corona-Krise und mit deren Folgen beschäftigt sind, so sehr haben wir trotz allem die humanitäre Verpflichtung für Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe einzustehen und hilfsbedürftigen Menschen an den Stellen solidarische Hilfe zu leisten, an denen wir das zweifellos können", betonte Geisel in seinem Brief.
Auch wenn grundsätzlich weder die Bundesländer noch der Bund allein humanitäre Notlagen lösen könnten, "erscheint dem Berliner Senat ein mit Augenmaß initiiertes Sofortprogramm nicht nur machbar, sondern als klares Signal an Europa, dass die solidarische Übernahme von Verantwortung möglich ist", erklärte der Innensenator.