Steinmeier ist "tief beeindruckt" von Kraftakt in Corona-Krise

Steinmeier ist "tief beeindruckt" von Kraftakt in Corona-Krise
Osterbotschaften der besonderen Art: Die Corona-Krise prägt die kirchlichen Äußerungen zum Fest, und auch der Bundespräsident meldet sich zu Wort und wirbt um Solidarität.

Berlin (epd). Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den Deutschen für Disziplin und Einsatz in der Corona-Krise gedankt. "Ich bin tief beeindruckt von dem Kraftakt, den unser Land in den vergangenen Wochen vollbracht hat", sagte er laut vorab veröffentlichtem Redemanuskript in einer außerplanmäßigen Fernsehansprache zum Osterfest. Er rief zu Vertrauen in die Demokratie auf und warb um Solidarität. In Osterbotschaften stellten auch leitende Geistliche der Kirchen in Deutschland den gesellschaftlichen Zusammenhalt heraus und mahnten zu internationaler Kooperation.

Steinmeier sagte: "Noch ist die Gefahr nicht gebannt. Aber schon heute können wir sagen: Jeder von Ihnen hat sein Leben radikal geändert, jeder von Ihnen hat dadurch Menschenleben gerettet und rettet täglich mehr."

Der Bundespräsident warb zudem um Vertrauen in den Staat und die Politiker. Die Regierenden in Bund und Ländern wüssten um ihre riesige Verantwortung.

In diesen Tagen zeige sich Deutschland als "lebendige Demokratie mit verantwortungsbewussten Bürgern". Das sei eine "Demokratie, in der jedes Leben zählt - und in der es auf jede und jeden ankommt: vom Krankenpfleger bis zur Bundeskanzlerin, vom Expertenrat der Wissenschaft bis zu den sichtbaren und den unsichtbaren Stützen der Gesellschaft - an den Supermarktkassen, am Lenkrad von Bus und Lkw, in der Backstube, auf dem Bauernhof oder bei der Müllabfuhr", sagte Steinmeier.

Die Ansprache sollte am Samstagabend nach den Hauptnachrichtensendungen bei ARD und ZDF ausgestrahlt werden. Der Bundespräsident wendet sich für gewöhnlich einmal im Jahr mit einer Ansprache zu Weihnachten an die Menschen im Land. Steinmeiers Fernsehansprache zur Corona-Pandemie war nach Angaben des Bundespräsidialamts dessen erste außerhalb der Reihe in dieser Form.

Steinmeier sagte, wann und wie die seit Mitte März geltenden Einschränkungen gelockert werden können, darüber würden nicht allein Politiker und Experten entscheiden. "Sondern wir alle haben das in der Hand, durch unsere Geduld und Disziplin - gerade jetzt, wenn es uns am schwersten fällt", sagte er. "Ausgerechnet an Ostern, dem Fest der Auferstehung, wenn Christen weltweit den Sieg des Lebens über den Tod feiern, müssen wir uns einschränken, damit Krankheit und Tod nicht über das Leben siegen", betonte der Bundespräsident.

"Wir werden nach dieser Krise eine andere Gesellschaft sein", sagte Steinmeier: "Wir wollen keine ängstliche, keine misstrauische Gesellschaft werden. Sondern wir können eine Gesellschaft sein mit mehr Vertrauen, mit mehr Rücksicht und mehr Zuversicht."

Zugleich mahnte das Staatsoberhaupt zu internationaler Solidarität. Diese Pandemie sei kein Krieg. "Nationen stehen nicht gegen Nationen, Soldaten gegen Soldaten", sagte Steinmeier, der dazu aufrief, alles Wissen in der medizinischen Forschung zu teilen und auch den Menschen in den ärmsten Ländern Impfstoffe und Therapien zugänglich zu machen.

Der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx sagte in seiner Osterbotschaft, die Krise dürfe nicht dazu führen, dass Ungleichheiten und Spannungen "in unseren Ländern und global größer werden". Gerade jetzt dürfe nicht jeder nur an sich denken, sondern müsse "offen sein für das, was in der ganzen Welt geschieht".

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, lenkte den Blick auf mögliche soziale Verwerfungen in Deutschland. "Man darf sich keine Illusionen machen, wenn die Krise vorüber ist, wird es eine riesige Solidaritätsanstrengung brauchen, und ich hoffe, dass wir alle dazu bereit sind. Besonders die, denen es finanziell gutgeht", sagte er der "Süddeutschen Zeitung" (Samstag).

epd lbm/kfr