Essen (epd). Der Bonner Virologe Hendrik Streeck mahnt angesichts der Ausbreitung des Coronavirus zur Vorsicht in Bezug auf eine mögliche Wiedereröffnung von Schulen. "Wenn wir die Schulen zu früh wieder öffnen, schaffen wir womöglich einen Multiplikator für das Virus, der dann wieder gefährlich sein kann", sagte Streeck der in Essen erscheinenden "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (Montag). Die Schulschließungen und Kontaktbeschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie gelten zunächst bis einschließlich 19. April.
Zurzeit könne er der Politik aber noch keinen fundierten Rat geben, räumte der Virologe ein. Es sei nicht leicht, das Risiko zu berechnen: "Wir wissen, dass die allermeisten Kinder gut mit einer Infektion umgehen können. Es gibt aber noch keine gesicherten Erkenntnisse darüber, wie oft Kinder ihre Eltern oder Großeltern unbemerkt anstecken."
Der Virologe leitet im Auftrag der nordrhein-westfälischen Landesregierung eine Pilotstudie im Kreis Heinsberg. Mit einem Forscherteam will er nachvollziehen, wie sich das neuartige Coronavirus ausgebreitet hat. Der Kreis hatte früh viele Krankheitsfälle. "Ich bin zuversichtlich, dass wir hier Lösungsansätze für die Lockerung von Kontaktverboten finden können", sagte Streeck der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung".