Leipzig/Dresden (epd). Die Corona-Pandemie sorgt für herbe Einschnitte bei renommierten Musikfestivals. Sowohl das Leipziger Bachfest als auch die Dresdner Musikfestspiele - beide mit internationaler Beteiligung - stehen in diesem Jahr auf der Kippe. Für die traditionellen Passionskonzerte mit dem Thomanerchor in der Thomaskirche gibt es jetzt eine digitale Alternative: Am Karfreitag wollen acht Leipziger Musiker zusammen mit der globalen Bach-Familie virtuell im Netz musizieren.
Zur Aufführung kommt die Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach (1685-1750) in einer kammermusikalischen Fassung, wie das Bacharchiv am Freitag in Leipzig mitteilte. Das Konzert mit acht Musikern an Bachs Grab in der Thomaskirche könne im Livestream verfolgt werden. Zugeschaltet würden prominente Musiker etwa aus Malaysia, Kanada, den USA, Österreich und den Niederlanden.
Die weltweite Bach-Community sei zum Mitsingen eingeladen, hieß es. So könne trotz der Corona-Pandemie eine ununterbrochene und über 170-jährige Tradition Leipziger Passionskonzerte fortgesetzt werden. Beim Livekonzert agiert der isländische Tenor Benedikt Kristjansson in der Rolle des Evangelisten und aller handelnden Personen der Passionsgeschichte um das Leiden und Sterben Christi. Zudem dirigiere er den virtuellen Chor.
"Für nicht wenige Leute gehört das Hören einer Passionsmusik in die Passionszeit wie das Salz in die Suppe", sagte Bachfest-Intendant Michael Maul dem Evangelischen Pressedienst (epd). Mit der besonderen Fassung werde daher auch "ein Grundbedürfnis vieler Menschen bedient". Die Liveaufführung finde als Ersatz für das am 13. Juni beim Bachfest Leipzig geplante Open-Air-Konzert statt.
Weltweit wurden Tausende Konzerte von Bachs Passionen wegen geltender Ausgangsbeschränkungen abgesagt. Auch die Aufführung der Matthäuspassion durch den Dresdner Kreuzchor - traditionell am Karfreitag in der Kreuzkirche - muss wegen der Corona-Pandemie ausfallen. Der Chor plane ein Video fürs Netz mit Botschaften der Kruzianer und Mitschnitten aus früheren Konzerten, sagte Kreuzchor-Sprecherin Nina Bewerunge dem epd.
Wegen der Corona-Pandemie wird das Leipziger Bachfest 2020 aller Voraussicht nach abgesagt. Zumindest könnte es nicht wie geplant stattfinden - als größte Zusammenkunft der globalen Bach-Familie aller Zeiten, sagte Maul. Das Fest zu Ehren Johann Sebastian Bachs (1685-1750) sollte in diesem Jahr unter dem Motto "We are family" von 11. bis 21. Juni in Leipzig stattfinden. Die Ausgabe soll nun 2022 nachgeholt werden. Das Bachfest 2021 sei bereits durchgeplant und könne nicht mehr verschoben werden.
Auch die Dresdner Musikfestspiele müssen Einschnitte hinnehmen. Ob das Festival komplett abgesagt wird oder nur in Teilen stattfindet, ist noch offen. Wie Stadtsprecher Kai Schulz dem epd sagte, wird eine Entscheidung erst nach Ostern gefällt, "wenn der Freistaat Sachsen über eine mögliche neue Rechtsverordnung entschieden hat". Bisherige Einschränkungsregelungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie gelten bis zum 19. April. Geplant waren die Musikfestspiele vom 12. Mai bis 12. Juni.
Bereits abgesagt wegen der Corona-Krise wurde das Dresdner Dixielandfestival. Die 50. Ausgabe soll es nun vom 16. bis 23. Mai 2021 geben.