Hamburg (epd). Der Abenteurer und Menschenrechtsaktivist Rüdiger Nehberg ist tot. Er starb im Alter von 84 Jahren, wie sein Verein "Target" am Donnerstagabend in Hamburg mitteilte. Bekannt wurde "Sir Vival", wie er genannt wurde, vor allem durch seine Abenteuerreisen, mit denen er für den Schutz der brasilianischen Yanomami-Indianer warb. So überquerte auf einem Baumstamm den Atlantik und ließ sich fast nackt mit einer Mundharmonika im Urwald aussetzen. Zur Vorbereitung war er 1.000 Kilometer ohne Nahrung quer durch Deutschland gelaufen.
In den vergangenen 20 Jahren widmete sich Nehberg dem weltweiten Kampf gegen die weibliche Genitalverstümmelung. Er lebte mit seiner Frau Annette Nehberg-Weber in Rausdorf (bei Hamburg).
Nehberg war ursprünglich Konditormeister. 1990 gab er seine Läden in Hamburg auf, um sich für Menschenrechte zu engagieren. Rund 30 Bücher hat er verfasst. Für den Kampf gegen Genitalverstümmelung gründete er im Jahr 2000 mit seiner Frau den Verein "Target".
Als seinen größten Erfolg nannte er eine Konferenz mit den höchsten Würdenträgern des Islam im November 2006 in der Al-Azhar-Universität Kairo. Am Ende erklärten sie den Brauch der Genitalverstümmelung zu einem Verbrechen, das unvereinbar ist mit der Ethik des Islam. Nehberg hatte vergeblich gehofft, der saudische König würde auf seine Initiative hin auf einem Banner in Mekka die Genitalverstümmelung verurteilen. Noch für Ende März waren Vorträge in Süddeutschland geplant, die er wegen der Corona-Krise allerdings abgesagt hatte.