Heinsberg (epd). Die Ergebnisse einer Studie zum Coronavirus im Kreis Heinsberg sind nach den Worten des Landrats Stephan Pusch (CDU) für ganz Deutschland relevant. Er erhoffe sich eine Aussagekraft und Empfehlungen für den Umgang mit dem Virus nicht nur für seinen Kreis, sondern auch für Nordrhein-Westfalen und ganz Deutschland, sagte der Politiker am Dienstag in Heinsberg. Am Dienstagnachmittag sollten erste Testreihen in der Gemeinde Gangelt durchgeführt werden. Erkenntnisse auch zur Wirkung von Ausgangsbeschränkungen könnten laut dem Bonner Virologen Hendrik Streeck bereits in der nächsten Woche vorliegen.
Die repräsentative Studie im Auftrag des Landes Nordrhein-Westfalen soll die Höhe der Dunkelziffer ermitteln, um die Sterberate der Viruserkrankung präziser und somit die Gefährlichkeit des Virus genauer ermitteln zu können. Dafür werden 1.000 Menschen aus der Gemeinde Gangelt befragt, in der sehr viele Infizierte leben. Die Forscher machen zudem Abstriche und entnehmen Blutproben.
Landrat Pusch betonte, Wissenschaft und Politik müssten zusammenarbeiten. "Die Wissenschaftler und die Politik sind ein einer einmaligen Situation in Deutschland", sagte er. Die Wissenschaft spreche Empfehlungen aus, entlaste damit aber nicht die Politik, Entscheidungen zu treffen.
Auch Virologe Streeck unterstrich: "Wir müssen als Virologen den Politikern die Fakten geben, damit sie Entscheidungen treffen können." Diese Fakten und Studien fehlten aber bislang. Vielfach beruhten Zahlen zum Coronavirus nur auf Modellen. "Es ist an der Zeit, Fakten zu schaffen für Deutschland", fügte der Direktor des Instituts für Virologie an der Medizinischen Fakultät der Uni Bonn hinzu.
Der Kreis Heinsberg gilt als Corona-Hotspot und war rund zwei Wochen früher mit dem Ausbruch des Coronavirus konfrontiert als der Rest der Republik. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass eine Karnevalssitzung Mitte Februar in Heinsberg Hauptquelle der Ansteckung war.
Neben der Frage nach der Dunkelziffer geht es auch um Übertragungswege, wie Streeck sagte. Das Virus werde zu seinem Ursprung im Karneval zurückverfolgt, und die Forscher untersuchten, warum sich so viele infiziert haben - und warum einige gesund geblieben sind. Er erhoffe sich daraus Empfehlungen, die helfen könnten, die Ausgangsbeschränkungen zu reduzieren. Zudem schaue sich die Studie Einrichtungen wie Krankenhäuser, Pflegeheime und Kindergärten an.